Teil Erzurum (TR) - Teheran (IR)

  REISEBERICHT  2008      Türkei - Iran


9.09.2008
Heute vor einem Monat sind wir Zuhause los gefahren. Wie geplant laufen wir in die Stadt um Hemden zu kaufen. Für den Fall daß die Kleidervorschrift im Iran für Männer wirklich Hemden mit langen Ärmeln vorsieht. Bei der Gelegenheit machen wir noch einen Update der Homepage.
Im Internet stehen schreckliche Dinge über Pakistan. Bomben gehen hoch und Raketen werden auf das Land abgeschossen. Wenn wir richtig verstanden haben sind Stoßtrupps der Amerikaner schon auf pakistanisches Staatsgebiet vorgedrungen, um Terroristen zu bekämpfen. Es riecht nach Ärger, so geht das nicht. Wir wollen doch nach Indien und da liegt Pakistan nun mal auf dem Weg.

Wir verlassen Erzurum richtung Osten auf der N100. Flache Ebene, links und rechts hohe Berge, in der Mitte wir auf dreieinhalbspuriger
Schnellstrasse (1,5 Spuren pro Richtung plus Mittelstreifen). Wir sehen häufig iranische LKW's, müssen also auf dem richtigen Weg sein. Hin und wieder gibt es Strassensperren von Jandarma oder Militär. Wir werden manchmal raus gewunken. Aber ehe der Magirus ganz steht, werden wir als Touristen erkannt und weiter geschickt. In der Luft liegt ein komischer Dunst. Man kann kaum drei Kilometer weit sehen. Die Berge ringsum sind fast verschwunden. Die Luft ist sehr staubig, von einem Sandsturm. aber weit entfernt.
Durch das Getrödel am Vormittag in Erzurum kommen wir heute nur bis Agri. Camping Petrol Ofisi (Tankstelle) ist wieder unser Heim - für eine Nacht.

10.09.2008
An vielen Tankstellen gibt es eine kleine Reifenbude - Oto Lastik - so auch hier. Wir wollen Luft in den Erzatzreifen füllen lassen, denn der ist schon wieder platt.
Leider hält der Reifen nun gar keine Luft mehr. Es hat keinen Sinn das Leck weiter zu beobachten, der Reifen muss geflickt werden.  Die Halteschrauben des Ersatzrades löse ich selbst und mit vier Männern hieven wir das Rad von seiner Halterung - die Schwerkraft ist auf unserer Seite.
Während der Reifen repariert wird, baue ich den Kran zusammen, um das Ersatzrad später wieder an seinen Platz zu bringen. Um den Schlauch zu flicken muß die teilbare Spengringfelge geöffnet werden. Das sieht gefährlich und anstrengend aus.
Theoretisch kann man sowas selber machen. Wahrscheinlich würde ich es auch hinkriegen ohne mich zu verletzen. Aber ich lasse den Spezialisten den Vortritt.
Das Ventil ist am Schlauch halb abgrissen, der Schlauch ist kaputt. Da ich keinen Ersatzschlauch dabei habe (das wär eigentlich eine Idee gewesen) bekomme ich einen neuen Schauch in den Reifen. Der ist natürlich nicht neu sondern hat schon ein Loch, das erstmal geflickt wird. Einer der Reifenjungen tunkt den aufgepumpten Schlauch unter Wasser, und siehe da - er ist dicht. Dann legen sie den Schlauch auf den defekten Originalschlauch. Passt beinahe von der Grösse her. Nur, daß auf dem Schlauch 10.00R20 steht, die Reifengrösse ist 12.00R20. Im Moment haben wir aber keine Alternative, außerdem ist es ja nur der Ersatzreifen.
Sie bauen die Felge zusammen, mittlerweile ist der Chef auch da. Beim Luft auffüllen verschwinden Dani und ich unauffällig hinter einem anderem LKW. Dort erzähle ich Geschichten von abspringenden Sprengringen, die einen töten können und daß Zuhause Sprengringfelgen unter einem Sicherheitekäfig befüllt werden. Als nichts Schlimmes passiert trauen wir uns wieder vor und das Ersatzrad kann an seine Halterung zurück.

Die ganze Aktion dauert fast zwei Stunden und kostet am Ende 17 Euro. Die Benutzung des Kärchers ist dafür kostenlos.
Nur noch 100km bis Dogubayazit. Hier gibt es einen Campingplatz auf dem wir ein paar Tage bleiben wollen.

11.- 14.09.2008
Gerne gehen wir auch mal wieder auf einen Campingplatz. Stromanschluß, Platz zum Stehen, fließendes Wasser und Dusche sind nicht unbedingt der Grund dafür. Auf diese Dusche hier könnte man wirklich verzichten. Campingplätze sind wie Treffpunkte. So wie an Sehenswürdigkeiten, Grenzen oder auf Fähren lernt man andere Reisende kennen oder trifft alte Bekannte wieder.
Neben den alltäglichen Dingen, wird viel gelesen und wir bekommen aktuelle Informationen über Iran, Pakistan und Indien. Es soll möglich sein in Teheran ein Visum für Pakistan zu erhalten. Das gibt uns Zuversicht, daß es auch bei uns klappen sollte.
Am letzten Tag haben wir noch einen richtig schönen Abend mit den anderen Leuten vom Campingplatz. Wir sitzen lange zusammen und reden über die Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Zeit.

15.09.2008
Heute geht es in die Islamisch Republik Iran. Nach fünf Nächten in Dogubayazit wird es Zeit für neue Abenteuer. Wir sind aufgeregt, schließlich haben wir schon viele aufregende Geschichten über Iran gehört.
Kurz vor der Grenze halten wir noch mal an und machen uns hübsch für den Grenzübergang. Dani trägt von nun an ein Kopftuch, Uwe ein Hemd mit langen Ärmeln. Außerdem geschlossene Schuhe und saubere Hosen. Im Grunde nicht unbedingt notwendig, aber wir wollen einen guten Eindruck hinterlassen. Dann checken wir nochmal das Auto, nicht daß irgendwo eine vergessene Flasche Wein rumliegt. Schießlich ist in Iran Alkohol streng verboten.
So, jetzt fahren wir an die Grenze. Aber was soll uns schon passieren? Wir haben ja ein Fläschchen Weihwasser aus der Kirche unseres Heimaldorfes dabei. (Vielen Dank nochmal an unsere lieben Freunde)
Als erstes sehen wir das Ende der LKW-Schlange vor dem Grenzübergang. Über die Gegenfahrbahn fahre ich vor bis zum Polizeihäuschen. Dani stellt sich in die Schlange um die Pässe abzustempeln. Uwe versucht einen Geldwechsler abzuwimmeln.
Wir tauschen 50 türkische Lira gegen iranische Rial und fahren weiter bis vor das Rolltor. Der eigentliche Grenzübergang besteht aus zwei Rolltoren, ein Türkisches und ein Iranisches. Das Niemandsland beträgt 20cm. Beim türkischen Zoll wird der Magirus aus Dani's Pass ausgetragen und an einem anderen Häuschen aus der türkischen EDV gelöscht. Irgendwo im Freien gibt es noch einen Stempel für die Kontrolle, die aber nie stattfindet. Fertig, wir fahren durch das Doppelrolltor und sind auf iranischer Seite.
Magirus einparken, in das Grenzgebäude rein und Pässe abstempeln, dann zum Zoll.
Hier muß das Carnet abgestempelt werden, was etwas länger dauert. Wir werden x mal hin und her geschickt und sammeln fleißig Stempel und Unterschriften. Die Kontrolle des Autos ist total lasch, nur ein kurzer Blick in Fahrerhaus und Kabine. Bis wir uns an einem Fenster anstellen an dem es sich ziemlich knubbelt. Natürlich geht das nicht der Reihe nach, sondern irgendwie anders. Das wird so nichts. Ausserdem scheint die Sonne unangenehm auf uns. Wir versuchen es nochmal von innen und finden einen Mann der unser Carnet bearbeitet. Weil beim Zoll Alle in zivil rumlaufen kann man aber nie wissen mit wem man es zu tun hat. Da der Mann selber im Carnet rumschreibt, sind wir sicher, er ist vom Zoll.
Nachdem das Carnet fertig aufgefüllt ist, steigt er zu uns ins Auto und wir fahren zwei km bis zur nächsten Station, wo es nur ein paar Mintuen dauert und wir sind durch. Jetzt will er 50 Euro von uns haben. Wir verstehen gar nicht warum. Er muß doch die Leute vom Zoll bezahlen, damit es flutscht. Dann hätte er das vorher sagen sollen, daß er für die Hilfe was haben will, wir dachten er wäre beim Zoll beschäftigt. Blablabla. Wir bieten ihm 10 Euro und er kann den Kuli behalten. Mit 20 Euro wäre er einverstanden, sagt er. Am Ende nimmt er die 10 Euro, ist aber sauer, glaube ich. Den Kuli will er auch nicht. Ohne ihn wäre es nie so schnell gegangen, die Carnetsache ist schon umständlich.
Wir sind im Iran. Geschafft. Als nächstes brauchen wir Diesel. Und obwohl Iran auf  riesigen Mengen Öl sitzt, sind die Tankstellen manchmal leer, oder es bilden sich lange Schlangen. Diesel ist oft nur begrenzt verfügbar und in der Nähe der Grenze schwer zu bekommen. Treibstoff ist in Iran subventioniert und Diesel kostet 1-2 Cent pro Liter. Daher wird Diesel in großen Menge über die Grenze geschmuggelt. So bleiben hier viele Tankstellen trocken. Weiter drinnen im Land soll Diesel aber leichter zu finden sein.
In der Tat fahren wir heute bis Marand und finden keine Tankstelle die Diesel hat. Auf einem Parkplatz stellen wir uns neben türkische LKW Fahrer und bleiben hier zu unserer ersten Nacht in Iran.


16.09.2008
"Das ist ja wie Fastnacht*!"  Dani's Kommentar zur morgendlichen Verkleidung mit Kopftuch und langem Oberteil.   (*Fastnacht: Fasching, Karneval..)
Die Nacht war relativ ruhig und wir haben super geschlafen. Nach drei km kommt schon die erste Tankstelle. Nur vier kleine LKW vor uns an der Schlange aber nichts tut sich. Wir stellen uns an und per Zeichensprache verstehen wir, daß es hier wohl gleich Diesel gibt. Nach einer halben Stunde verlässt ein großer Tankzug das Gelände und schon kann getankt werden. Als ich an der Reihe bin, will ich natürlich so viel tanken wie möglich. (Am liebsten alles voll) Der Tankwart fragt mich nach dem "Fisch". Ich hab doch keinen Fisch (Dieselbezugschein). Hier, so einen Zettel. Hab ich aber keinen. Na 60 Liter bekomm ich trotzdem. Dafür bezahle ich 10.000 Rial - einen Euro.
Später bekommen wir nochmal 50 Liter (auch für 1 Euro) - auch ohne Fisch. Wenn wir so die Tanks voll bekommen wollen, müssten wir 16 mal tanken und jedes mal in der Schlange warten. Aber wir sind ja noch vor Tabriz und später wird es vermutlich besser.
Die Landschaft ist schön. Ab der türkischen Grenze noch relativ grün, viel Gemüse wird angebaut. Später wird es trockener und wärmer. Die Berge leuchten schön in verschiedenen Farben. Um Tabriz machen wir einen Bogen. Der Dunst über der Stadt ist nicht so einladend. Trotzdem fahren wir am El Goli Park von der Umgehungsstrasse ab und stellen den Deutz in einem Vergnügungspark ab. Hier ist natürlich nichts los - wegen Ramadan. Heimlich essen wir im Auto zu Mittag. Daß uns bloß niemand sieht, und schon gar nicht Dani - die ihr Kopftuch im Auto nicht trägt.
Ab Tabriz gibt es eine Autobahn nach Teheran. Wir bleiben auf der alten Strasse, die durch ein Tal führt. Hier wachsen sogar Blumen auf großen Feldern! Manche Iraner halten an, um Fotos von den Blumen zu machen. Bei Miyaneh biegen wir nach Nordosten auf eine Nebenstrecke ab. Nach wenigen Kilometern finden wir einen Weg, der hinter einen Hügel führt und eine "Gute Nacht" verspricht. In der Tat ist auch nichts los.
Dann kommen 300 Schafe - mit ihren Schäfern natürlich. Wir gehen auf die Schäfer zu und geben zu verstehen, daß hier ja alles super ist und die Sonne gleich weg ist und daß wir in dem Auto da heute schlafen, für eine Nacht. Sie halten uns für total blöd, so wie sie über uns lachen. Die Schafhüter sind sehr freundlich und nach einer Weile ziehen sie weiter.
Einer der Jungen reitet auf einem Esel und singt den Schafen laut und sehr schön vor. Dani und ich müssen grinsen. Wir haben beide vor Wochen "Glenkill" gelesen und können uns ausmalen, was die Schafe über ihren Hirten denken.

17.09.2008
Über Kivi (297 Liter getankt) und Khalkhal (283 Liter getankt - bis zum überlaufen) fahren wir Richtung Kaspisches Meer. Mit dem Füllstand in den Dieseltanks hebt sich auch die Stimmung. Der linke Tank ist rappelvoll und soll so bleiben. Der rechte Tank ist fast voll und soll bei jeder Gelegenheit wieder voll gemacht werden. Voll machen und voll halten heißt die Devise.
Noch ist die Landschaft relativ trocken, wobei entlang der Flußläufe immer kleine Oasen von Grün entstehen. An der Gebirgskette über die wir fahren müssen hängen aber schon dicke Wolken. Auf der anderen Seite hängen wir wieder im dichten Nebel. Oder in der Wolke? Der Nebel ist so dicht, daß man kaum 5-10 Meter weit sieht. Ganz langsam tasten wir uns durch die Suppe. Europäisch-spießig natürlich mit eingeschaltetem Licht plus Nebelschlußleuchte. Wie die iranischen PKW's hier überholen können, wo der Gegenverkehr grundsätzlich ohne Licht - höchstens mit Standlicht - unterwegs ist, kann nur mit gesundem Gottvertrauen erklärt werden. Wir warten nur darauf, daß es kracht. Es passiet aber nicht. Umsonst kilometerlang mit eingeschalteter Kamera gefahren.
In dem Nebel können wir erkennen, daß die Landschaft jetzt grün wird. Weiter unten fahren wir durch richtigen Wald. Die gleiche Szene wie am Schwarzen Meer. Die Wolken hängen am Berg und drunter ist es feucht und warm. Bei Asalem erreichen wir das Kaspische Meer und folgen der Küste. Wir kommen durch Bandar Anzali und versuchen danach in Strandnähe zu bleiben. Ist nicht so einfach, weil nur die großen Städte in lateinischen Buchstaben ausgeschildert sind. Die kleinen Orte werden oft nur in Würmerschrift (arabisch) angezeigt. Aber wir finden ein Flecken Strand bei Bandar Kiya Shahr und sind glücklich - und wieder verklebt. Blödes Küstenklima. Heute Abend lernen wir eine neue Sorte Insekten kennen. Sie sind kleiner als die Maschen unseres Mückennetzes und können leider auch fliegen. Es sind so viele, daß sich ein systematisches abtöten nicht lohnt. Es werden einfach nicht weniger. Wir lassen einfach ein LED-Licht am Eingang brennen und legen uns schlafen. Sollen sie sich an der Lampe schwindelig surren.

18.09.2008
Wie erwartet sind die kleinen Insekten irgendwie nicht mehr da. War wieder mal schön am Strand zu stehen. Die ganze Nacht rauscht das Meer wie verrückt. Heute müssen wir uns beeilen an einer Bank Geld zu tauschen. Wegen Ramadan haben die Banken nur bis 12 Uhr geöffnet und ab Morgen (
Donnerstag und Freitag) ist Wochenende. In Langarud finden wir eine Bank, aber nur Melli Bank kann Geld tauschen. Um 20 nach 12 stehe ich vor einer Melli Bank - zu spät.  Für Diesel, Trinkwasser und Brot haben wir noch genug Geld, nur zum shoppen reicht es nicht mehr aus. Schade, denn wir wollen den Magirus aufpeppen. Der Wagen braucht eine Hupe die lauter ist. Viel lauter. Unser TÜV ist ja weit genug weg.
Bis Mahmud-abad fahren wir an der Küste. Die Fahrt ist nicht spektakulär, aber auch nicht langweilig. Die Strecke über Amol und Gazanak ist für LKW gesperrt. Also müssen wir einen Umweg über Babol und Firuzkuh machen.
Langsam wird es dunkel und wir brauchen einen Platz für die Nacht. In Babol sieht Dani einen Hof in dem LKW's stehen, ich drehe. Es sieht aus wie ein Parkplatz einer Spedition mit Kfz-Waage. Wir dürfen gerne in dem Hof stehen und im Auto schlafen. Es gibt sogar Sanitäre Anlagen. Die anderen LKW Fahrer schlafen im Haus oder Hotel. Ali, der Nachtwächter und/oder Chef von der Waage bringt uns Äpfel und knackt Nüsse vom Walnussbaum für uns. Die fünf Hunde sind auch ganz nett. Bei Dunkelheit setzen wir uns hinter den Deutz in die Klappstühle uns trinken noch etwas. Über den Schlafplatz sind wir total froh. Hier können wir echt super stehen, toll gemacht. Dann schauen wir uns genauer um und sehen uns zwischen LKW-Anhängern, Unkraut, Bauschutt und alten Reifen sitzen. Wir müssen lachen, denn wir sind ganz schön bescheiden geworden, daß wir uns hier wohl fühlen. Zufrieden stellen wir fest, daß das wohl an dem großen Magirus liegt, in dem wir uns verkriechen können.
Wir schlafen wieder mal super.

19.09.2008
Um 9 Uhr klopft Ali an die Holzkiste (Wohnkabine unseres Reisemobils). Er hat Feierabend und verabschiedet sich von uns. Nachdem wir fertig zur Abfahrt sind fahre ich auf die Waage. 7850kg mit 700 Liter Diesel und 150 Liter Wasser. Wir fahren also unseren komischen Umweg und werden demnach von Osten nach Teheran kommen.
Stimmt gar nicht, daß es tagsüber im Ramadan nichts zu essen gibt. Zumindest in dieser Region sind viele Geschäfte geöffnet und sogar Restaurants haben auf.
Etwa 20 Kilometer vor Teheran machen wir Halt, denn wir möchten Morgen erst in die Stadt fahren.  Eine Weile kreuzen wir durch ein Neubaugebiet und finden dann auf einem Hügel unter einem Hochspannungsmast unseren Platz. Weit, sehr weit kann man das Auto sehen. Bis es richtig dunkel ist schauen wir eine DVD. Dann verdunkeln wir die Fenster und machen Licht an. Wir glauben beide nicht, daß uns hier Jemand weg schickt.

20.09.2008   
Mit gemischten Gefühlen fahren wir nach Teheran. Zum einen entscheidet sich in den nächsten Tagen ob wir das Pakistan Visum bekommen oder nicht. Zum anderen soll der Verkehr so chaotisch sein. Wir kommen aber ganz gut zurecht. Wenn man vorher vom Schlimmsten ausgeht, ist dann alles halb so wild. Außerdem haben wir einen ausgeklügelten Plan. Heute ist ja Freitag, also der zweite Tag vom Wochenende und bestimmt nicht so viel Verkehr.
Wir suchen uns einen strategisch guten Platz und sind dann Morgen am Wochenanfang ganz früh auf der Botschaft. Bei der Fahrt durch Teheran kommen wir an der deutschen Botschaft vorbei. Dann fahren wir zu der von Pakistan. In der Seitenstrasse neben der pakistanischen Botschaft finden wir einen Parkplatz und wollen auch heute hier übernachten. In der Strasse stehen auch zwei Land Rover aus Südafrika.
Im Gespräch mit einem der Südafrikaner stellt sich heraus, daß er heute auf der Botschaft gar nichts erreicht hat. Wieso? Haben die heute etwa auf gehabt? Ja klar, heute ist doch Samstag. Und wir dachten es sei Freitag, nun haben wir einen Tag verloren. So viel also zu unserem Plan.

21.09.2008
Schlecht geschlafen. Die ganze Nacht sind 125ccm Moppeds die Strasse auf und ab gefahren. Der Gestank von den Motoren ist übel. Als erstes haben wir die pakistanische Botschaft, direkt an der Ecke besucht ob überhaubt ein Visum ausgestellt würde. Im Prinzip schon, wir bräuchten halt "the letter from the german embassy" - das Empfehlungsschreiben.
Na dann auf zu deutschen Botschaft. Gestern haben wir den Weg mit dem Magirus in gefühlten 1,5 Stunden zurück gelegt. Aber im Zickzack. Zu Fuß dürfte das viel schneller gehen. Also tigern wir los, mit der Option ein Taxi zu nehmen wenn es zu lang dauert. Wir haben Zeit, denn heute Nacht war Umstellung der Uhr auf Winterzeit und wir haben eine Stunde gewonnen. Es macht Spaß durch Teheran zu laufen und einen Eindruck zu gewinnen. Bei einer Melli Bank tauschen wir 100¤ in iranische Rial. Es geht in der Tat über vier verschiedene Schalter, sie halten sich wirklich an den Reiseführer. Kurz bevor das laufen zu anstrengend wird, sind wir an der der dt. Botschaft.
Einmal bis vor einen (panzerglasgesicherten) Schalter vorgedrungen erhalten wir endlich eine kompetente und ehrliche Auskunft. Deutschland stellt keine Empfehlungsschreiben für Visa nach Pakistan aus. Und fertig. Es wäre so einfach, dies auf der Homepage des Auswärtingen Amtes zu stellen. Statt dessen wird so ein blödes Spiel getrieben, die Visa gäbe es nur noch im Herkunftsland (wo der Wohnsitz ist). In Wirklichkeit werden keine Empfehlungsschreiben für die Einreise auf dem Landweg erteilt, weil die Bundesrepublik dafür keine Verantwortung übernehmen will. Im Falle einer Entführung würde der deutschte Staat somit in der Verantwortung stehen. (Niederländer bekommen ein Schreiben problemlos)
Für die Einreise per Flugzeug würden wir ein Empfehlungsschreiben erhalten. Dafür müssten wir ein Flugticket vorweisen.
Wir verlassen die dt. Botschaft und sind erst einmal gut angefressen. Gegeüber ist die Zentralbank des Iran mit einem Museum das eine einmalige Sammlung mit Diamanten und Juwelen enthält. Wir verzichten auf eine Besichtigung weil wir so verärgert sind. Internet finden wir auch nicht. Einmal atmen wir durch und steigen in ein Taxi (Peugeot 405) um wieder zurück zur pakistanischen Botschaft zu fahren, wo ja auchder Magirus steht. Der Fahrer ist ganz nett, er zeigt uns seinen Wrestling-Coach Ausweis und versucht Sehenswürdigkeiten zu erklären. Der Blick auf den Verkehr aus der Taxiperspektive ist aber der größere Gewinn dieser Fahrt. Wir verzichten auf's Feilschen und zahlen vier Euro. Noch einmal gehen wir in die pak. Botschaft, aber ohne "Letter" bekommen wir nicht mal ein Antragsformular.
Zufällig ist gegenüber eine Reisebüro. Wenn wir ein Flugticket für Islamabad hätten würde man uns einen Letter ausstellen. Ein Flug für nächste Woche würde 570 US Dollar kosten. Die Tickets könnten in 30 Minuten ausgestellt werden. Das ist zu viel.
Die Flüge könnte man nach Ausstellung des Letters wieder stornieren, aber das Risiko, die vielen Dollars nicht mehr zurück zu bekommen ist uns zu hoch. Fast 1200 Dollar, und ohne Garantie das Visum zu bekommen. Das ist frustrierend.Generationen von Indienfahreren sind vor uns diese Strecke gefahren. Und wir haben nun so ein Problem. Es muß irgendwie anders gehen.

Wir verlassen den "Camping Pakistan Embassy" (Zitat Südafrikaner) und fahren zum Holy Shrine. Vom Grabmahl des Ajatollah Khomeini haben wir ein GPS Punkt. Das reicht aus um den riesigen Komplex zu finden, in dem der Leihnam des Revolutionsführers aufbewahrt und verehrt wird. Zur Ehrenrettung der Iraner muß gesagt werden, daß der Bau ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Das Mausoleum ist noch nicht fertig. Es wird auch nie fertig werden. Denn die fertiggestellten Abschnitte verfallen schon wieder. Es war jedenfalls sehr, sehr gut gemeint - und nur das zählt.
Zuerst geben wir die Schuhe an der Garderobe ab. Männer und Frauen haben getrennte Eingänge, wegen der Leibesvisitation. Danach galangt man in das Innerste - dem Mausoleum des Ajatollah Khomeini. Ungläubig sitzen Dani und ich auf einer Marmorstufe (Dani hat sich auf die Männerseite geschummelt) und betrachten den Raum. Es hat das Ambiente des Frankfurter Flughafens. Und zwar da, wo gerade gebaut wird.
Rund um den Gebäudekomplex sind Geschäfte eingelassen. Man kann Softeis kaufen, Pizza, Popcorn, und es gibt einen Supermarkt. (wir sind noch immer im Fastenmonat Ramadan) Im Supermarkt kaufen wir 12 Dosenbier non-alkohol und begeben uns zurück auf den Parkplatz.

Auf dem Parkplatz üben Fahrschüler das Zusammenspiel von Gas und Kupplung. Im Gespräch mit einem Fahrlehrer (wellcome to Iran) erfahren wir das der Platz hier "dangerous" sei.         Paranoid.

22.09.2008
Lebendig wachen wir wieder auf und sind enttäuscht. Heute ist Natioalfeiertag und wir hatten erwartet daß am Holy Shrine einiges los sein sollte. Schade.
Ab auf die Autobahn. Der Shrine liegt direkt am Autobahnzubringer. Unser Ziel ist Esfahan. Am ersten Kassenhäuschen stehen Polizisten mit Winkerkellen. Ich soll anhalten. Passport! Ich gebe unsere Pässe runter. Passport Machina! Ich gebe den Fahrzeugschein runter. (Lastwagen sind auf der Autobahn verboten) Er will dass ich aussteige und wir gehen an ein Gebäude. Ein anderen Mann schaut aus dem Fenster. Wir verstehen uns nicht, aber ich lächle. Dani macht vom Magirus aus Fotos. Im Grunde weiß Keiner was er mit uns anfangen soll. Aber Alle sind freundlich und wir haben nicht den Eindruck was falsch gemacht zu haben. Wir dürfen fahren, aber nur "very slowly".
In Kashan möchten wir den Fin Garten besichtigen. Das ist ein alter persischer Garten. Wegen Feiertag ist der Garten heute leider geschlossen. Auf dem Parkplatz vor dem Garten treffen wir Ahmet, den örtlichen Tourguide. Sein Name steht als Empfehlung im Lonly Planet. Leider nicht in unserem Reise Know How. So sehr er auch darin sucht. Zufällig (?) kommt ein Soldat mit einem Teller Suppe vorbei und ruft Ahmet etwas zu. Wir haben riiiesen Glück. Ganz inoffiziell können wir den Garten besichtigen. Er ist wirklich sehr schön. Ahmet erklärt wo das Wasser her kommt, wie alt die Bäume sind und daß im Badehaus der persische Premierminister ermordet wurde (1852). Ein Soldat ist die ganze Zeit dabei. Wir dürfen bloß nicht erwischt werden... Natürlich bekommen die Soldaten eine Spende und Ahmet auch. Wir besuchen noch Ahmets Haus direkt neben der Gartenanlage und nachdem wir uns in sein Gästebuch eingetragen haben gehen wir wieder. Ahmet fährt mit seinem Paykan (iranischer PKW) bis zur Autobahnauffahrt vor und winkt uns hinterher.

Die Autobahn ist durchgehend sechsspurig und von guter Qualität. Wir kommen schnell vorwärts. Alle paar Kilometer steht ein Polizeiauto, meist neue Mercedes E-Klasse, mit Radarpistole. Manchmal drei Stück auf fünf km. Mitten in der Wüste befindet sich hinter einem hohen Erdwall eine gut gesicherte militärische Anlage mit dutzenden Wachtürmen, Zäunen und Flak-Geschützen. Laut Ahmet soll es sich um eine Atomforschungsanlage handeln. Das hat er zwei mal erwähnt. Die Anlage befindet sich direkt neben der Autobahn. Geheim geht anders.

In der Dämmerung fahren wir nach Esfahan rein. Wir sehen eine dieser berühmten Brücken, die auf iranischen Süßigkeiten Packungen abgebildet sind, ohne jetzt den genauen Namen zu wissen. Ziel ist das ITTIC Hotel, das als Treffpunkt für Overlander gilt. Wir sind aber die einzigen Gäste auf dem zum Hotel gehörenden Campingplatz. Es ist schön und ruhig hier. Die Dusche ist super. Man kann durch drehen an zwei Knöpfen die Wassertemperatur genau einstellen. Das Wasser kommt in ein richtigen Strahl aus der Brause und diese ist oberhalb des Kopfes montiert. Das ist nicht selbstverständlich.
Bei Spagetti mit Tomatensauce klingt der Tag sehr langsam aus.



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