Teil 4 Alexandroupolis (GR) bis Erzurum (TR)

  REISEBERICHT  2008     Griechenland - Türkei


30.08.2008
Nach zwei Nächten auf dem Campingplatz in Alexandroupolis geht es heute weiter in die Türkei. Nur noch schnell den Albanien-Bericht fertig machen und die eine oder andere Kleinigkeit. Wasser tanken, Klo leer machen, duschen.
Acht Minuten vor der Check-out-time (14h) verlassen wir den Platz und parken direkt davor auf der Strasse. Mit den (Falt-) Fahrrädern fahren wir in die Stadt für Internet, Geldautomat und Brot kaufen. Zurück zum LKW, Fahrräder verstauen, die 40km bis zur Grenze fahren und beide Tanks noch bis oben hin voll machen.
Würden wir jetzt noch über die Grenze fahren, können wir in der Türkei in der Dunkelheit einen Stellplatz suchen - was wir hassen.
Also bleiben wir noch eine Nacht, was den Vorteil hat, daß am nächsten Tag der Geldautomat noch einmal Geld ausspucken wird. Wir stehen auf einer Art renaturierten Müllkippe, sieht jedenfalle so aus. Uns ist das recht.

31.08.2008
Die zehn Kilometer Autobahn bis zur Grenze packen wir heute locker. Ausreise aus Griechenland besteht wie erwartet aus Personalausweis anschauen und durchwinken.
Im Niemandsland gibt es einen Duty Free Shop und eine Tankstelle. Die Tankstelle ist aber geschlossen. Also unbedingt noch in Griechenland tanken! Eine Möglichkeit preiswert zu tanken gibt es auf der anderen Seite, wenn man von der Türkei kommt. Dies gilt zwar nur für LKW, aber 2003 haben wir nach etwas Diskussion volltanken können.
Danach kommt diese schmale Brücke über den Grenzfluß. Auf der Mitte der Brücke steht Militär Spalier. Die Türken in normalen getarnten Militäruniformen. Aber die zwei Griechen tragen weiße Stoffhemden und Minirock. Dazu weiße Kniestrümpfe und Pantoffeln mit Wollpüschel an der Spitze. Eine schwarze, bunt bestickte Jacke und auf dem Kopf eine rote Mütze mit schwarzem Schleier. Das sieht zu komisch aus. Wenigstens haben sie ein Gewehr.
Die Türken geben einen runden Stempel mit Einreisedatum in den Pass. In Dani's Pass wird auch der Magirus eingetragen. Leider müssen wir eine KFZ-Versicherung abschließen, weil die grüne Karte nur noch heute gültig ist. Nicht jede Versicherungsgesellschaft gibt die Türkei auf der grünen Karte frei. Die "Alte Leibziger", in unserem Fall stellt nur einen Monat aus, der heute zuende geht.

Helmut Kohl: Entsprechend meines Taufpaten steht Helmut als zweiter Vorname in meinem Pass. Bei vielen Grenzübergängen oder Kontrollen sorgt dies seit Jahren für Lacher. "Haha, Helmut Kohl!" Was hat Helmut Kohl in seiner 16-jährigen Amtszeit als Bundeskanzler für einen Eindruck im Ausland hinterlassen, daß man heute noch über ihn (oder mich) lacht. Das muß ich unbedingt rausfinden.

So, jetzt sind wir im Orient. Oder fängt der erst hinter dem Bosporus an? Das Strassenbild in der Türkei ist wieder anders. Das Beste sind natürlich die Dolmus von Deutz mit dem Ulmer Münster auf dem Heck. Die hängen nach hinten so tief runter, daß man glaubt, gleich kippen sie um. Schlimm: Es werden langsam weniger. Scheinbar kommen sie nun in die Jahre und werden durch IVECO oder andere Fabrikate ersetzt.
In Kavakli, einem Ort vor Istanbul fahren wir ein paar Strasse auf und ab. Zwischen Wohnhochhäuser ist ein großes, unbebautes Grundstück, das als Parkplatz genutzt wird. Das soll unser Schlafplatz sein.

1.09.2008
In der Nacht war es absolut ruhig draußen. Komisch für ein so dicht bebautes Gebiet. Es scheint sich um eine der "besseren" Wohngegenden zu handeln. Wir stehen gegenüber der Grundschule und können beim frühstücken beobachten wie die Kinder von ihren Elten zum ersten Schultag abgeliefert werden.
Ab heute ist Ramadan, der Fastenmonat der Moslems. Tagsüber wird nichts gegessen, bis zum Sonnenuntergang um 19:30. Für uns gilt das Fastengebot nicht, aus Respekt sehen wir aber zu, in der Öffentlichkeit Nichts zu uns zu nehmen.
Über die N100 fahren wir weiter nach Istanbul. Da wir nicht per Express duch diese tolle Stadt fahren möchten, verlassen wir die N100 und suchen uns den Weg zur Kennedy Caddesi am Meer. Hier gibt es immer wieder Parkplätze wo man für einen kurzen Fotostop halten kann. Wir haben Istanbul schon früher ausgiebig besucht und wollen heuer nur durchfahren, aber nicht ohne ein paar Fotos zu machen. In Nähe der Innenstadt, auf Höhe von Hagia Sophia, Topkapi Palast usw. sind natürlich keine Parkplätze mehr vorhanden. Also fahre ich ganz langsam, damit wir während der Fahrt knipsen können.
Auf der Galatabrücke über das Goldene Horn bleiben wir sogar ein paar Minuten stehen um den Eindruck zu genießen. Istanbul finden wir Klasse. Aber wir fahren weiter und suchen uns den Zugang zur Hängebrücke über den Bosporus, zum asiatischen Teil der Stadt.
Eine weitere Posse der elektronischen Strassenmaut: Auf der asiatischen Seite der Brücke muß man sich an der Mautstation für eine der geschätzen 15 Öffnungen entscheiden. Es gibt "OGS" und "KGS". Eine Kiste mit Kassierer suchen wir vergebens. Wir müssen eine elektronische Karte mit zwei Überfahrten kaufen. Dafür muß man erst einen Parkplatz suchen und im Verwaltungsgebäude eine Nummer ziehen, wie bei der Zulassungsstelle in Deutschland. Vierzig Nummern später bin ich dran, erwebe die Karte und kann vor die Schranke fahren. Es macht "piep!" und die Schranke öffnet sich. Früher konnte man direkt an der Schranke bezahlen, das war wohl zu einfach. Aber das ist natürlich kein rein türkisches Problem.
Hinter Istanbul ist der Verkehr noch lange sehr dicht. Wir bleiben bis Akyazi auf der N100 und nehmen dann die N140 Richtung Ankara. Wir versprechen uns weniger Verkehr auf dieser Route, was sich sofort bestätigt. Ausserdem denken wir leichter einen Platz für die Nacht zu finden.
Irgendwo fahren wir rechts von der Strasse ab und stellen uns auf den Kies in ein Flußbett. Der Himmel ist recht bewölkt, fast schon kühl hier. Keine Menschenseele zu sehen ausser zwei kleinen Hunden. Nach dem ersten Verscheuchen waren sie nie mehr gesehen.

2.09.2008
In der Nacht konnte man auf der anderen Flußseite die Lichter der Häuser sehen und den Lautsprecher der Moschee hören. Ganz alleine waren also nicht. Und die Hunde sind auch wieder da. Sie wohnen halt hier.
Ziel für heute: Ankara erreichen, pakistanische Botschaft finden, wenn möglich die Deutsche auch. Die N140 ist super zu fahren, ganz neu gebaut und kaum Verkehr. Nette Landschaft mit viel Wald und goldgelben, abgeernteten Felden. Später wird es wärmer, wir kommen an einem Kohlekraftwerk vorbei und bald wird auch der Verkehr wieder stärker: Großraum Ankara.
Von der Botschaft Pakistan's haben wir nur die GPS-Daten. Das reicht aber, mit dem Strassennamen könnten wir sowieso nichts anfangen. Nur ganz selten  sehen wir Strassenschilder. Vielleicht liegt das aber auch an dem starken Verkehr, der leider die volle Konzentration einfordert. So sieht man weinger von der Stadt. Defensives Fahren funktioniert nicht. Das Einhalten von Sicherheitsabständen ist sinnlos. Jede Lücke vor dem Auto wird sofort von einem PKW geschlossen und man verliert an Boden. Um Meter gut zu machen muß ich immer ganz dicht dran bleiben. Völliger Unfug, es geht nicht schneller voran. Wenn es aber so sein soll, meinetwegen. Aus den aufgemalten 3 Fahrspuren sind kurzerhand 4 geworden. Nur sehen kann ich nicht wirklich jeden PKW rundum. Einer fährt sich den Rückspiegel an meinem Reifen ab. Oder war ich das? Hat aber keine Konsequenzen.

Wir finden relativ leicht die Botschaft Pakistans an einem steilen Hügel. Natürlich keine Stellplätze für Wohnmobile oder Lastwagen zu finden. Aber nach zwei Runden findet sich eine ebene Strasse ganz in der Nähe zur Botschaft. Sogar die deutsche Botschaft ist in der Seitenstrasse. Jede Menge Platz zum parken, das kann eigentlich gar nicht sein. Links ein Gelände mit hohem Zaun, rechts ein Gebäude das aussieht wie eine Schule. An der Ecke steht Verkehrspolizei. Ich frage nach, und parken sei kein Problem. Wo ist der Haken? Ein Paar Minuten lümmeln wir am Auto rum und warten ab. Nach 10 Minuten kommen zwei Männer. Der eine telefoniert und grüßt mich dabei. Der Andere kann englisch und fragt ob wir hier parken wollen? Wir wollen hier parken sage ich. Das geht auf keinen Fall . Ihr parkt direkt neben dem Aussenministerium. Da sind Kameras. Die sehen Euch jetzt und in einer halben Stunde ist Jemand hier und schickt Euch weg. Die haben Angst vor Bomben. Ihr müsst hier weg, aber ihr könnt auf dem Grundstück der Schule stehen. Mein Freund hier (mit dem Telefon) ist der Direktor, ich bin zufällig hier und kann übersetzen.
Der Direktor telefoniert mit dem Hausmeister, der uns das Tor zum Schulhof öffnet. Wir fahren auf den Schulhof (Vorsicht! Nicht auf die frisch betonierten Flächen fahren!) und gehen dann zum Tee trinken.
Das Gelände wurde von einem der Staatsgründer der Türkei dem türkischen Staat als Stiftung  vermacht, mit der Auflage eine Schule zu errichten. Sonst stünde hier schon längst ein Hochhaus...
Auf diese Art haben die Kinder der Mittelschicht eine Schule direkt vor der Türe  - Und wir einen perfekten Platz für die Nacht.

3.09.2008
Das türkische Schuljahr fängt am 8.9. an. Ausser für die Erste Klasse, die kommen schon ab 1.9. in die Schule. Um neue Freunde zu finden, die Klassenzimmer und den Weg zum Klo kennen zu lernen.
Zunächst gehen wir zur deutschen Botschaft. Die Herren am Eingang schicken uns zum Konsulat auf der Rückseite des Geländes. Nach 20 Minuten Fußmarsch sind wir am Konsulat, das stellt aber keine Empfehlungsschreiben für Pakistan mehr aus. Das Visa muß da gemacht werden wo man wohnt. Sie wohnen doch in Deutschland oder?
Wir versuchen es bei der pakistanischen Botschaft. Vielleicht wollen sie ja gar kein Empfehlungsschreiben, hoffen wir. An der Botschaft ist gar nicht's los, komisch. Auf Knopfdruck an der Sprechanlege öffnet sich das Rolltor. Wir sind die einzigen Besucher im Visabüro. Kein Wunder, die Botschaft stellt grundsätzlich keine Visa für Ausländer mehr aus. Visa nur noch im Land wo wir wohnen. So gesehen ist es also nicht schlimm daß wir kein Empfehlungsschreiben bekommen haben. Trotzdem haben wir ein Problem.
Ohne Pakistanvisum kommen wir nicht nach Indien. In Frankfurt hatten wir die Visa beantragt. Das Konsulat hat den Antrag aber nicht bearbeitet, auf anfragen einfach nicht reagiert. Weil nun aber schon ein Antrag gestellt war, konnte der Visa-Service, der Iran und Indien besorgt hatte, wegen Pakistan nichts tun. Das geht nicht. Deshalb wollten wir das Visum in Ankara besorgen, was früher problemlos zu bekommen war. Tja, früher war manches besser.
Wir verabschieden uns vom Schuldirektor. Als Dank für die Nacht auf dem Schulhof überreichen wir ihm und dem Hausmeister kleine Geschenke. Wir machen Erinnerungsfotos von uns vor dem Magirus mit Hausmeister und Direktor.
Zumindest das Atatürk Mausoleum wollen wir uns noch anschauen. Auf das Gelände darf man nicht mehr drauf fahren oder parken (war früher auch besser). So parken wir eine Strasse weiter und besuchen es zu Fuß. Der Zugang erfolgt durch einen Metalldetektor, der Eintritt ist frei. Das Mausoleum liegt auf einem Hügel. Wer schlecht gehen kann, wird mit dem Ford Transit vor den Eingang gefahren. Kemal Atatürk wird in der Türkei sehr verehrt. Dieses monumentale Bauwerk spiegelt die Verehrung wider und ist auch ein Ausdruck des türkischen Selbstbewusstseins. Wir besichtigen den Saal mit dem Marmorsarg, das
Museum und den Shop.

Schließlich verlassen wir Ankara Richtung Flughafen und biegen auf die N140 ab. Zur Nacht finden wir einen scheinbar guten Stellplatz im ehemaligen Steinbruch für den Strassenbau. Uns gefällt es hier, werden fast nicht gesehen. Nur Fast. Gegen 21h kommen zwei Ford Transit der Jandarma, bunt blinkend. Alle sehr freundlich, kontrollieren sie die Pässe und schauen kurz in das Auto. Da dürfen wir nicht stehen, wir sollen den Transit folgen, Camping am Restaurant, das ist viel besser. Daß wir lieber hier stehen möchten ist egal.
Wir folgen der blinkenden Jandarmarie einige Kilometer. An einer Petrol Ofisi Tankstelle sollen wir stehen bleiben. Wir sind nicht so begeistert und hätten lieber unsere Ruhe gehabt. Das Angebot jetzt auf einen Tee im Restaurant lehnen wir ab.

4.09.2008
Der Platz ist nicht nur Tankstelle. Sondern auch Verladeplatz für irgendwas, was die Bauern mit ihren Traktoren anliefern. Tag und Nacht. Der frische Rollsplitt prasselt auch schön laut, wenn die Lastwagen durch die Baustelle vor der Tankstelle rasen.
Wenn die Landschaft auch ganz schön ist, fahren wir doch heute lieber weiter.
Es geht auf der N765 schnurstracks hoch an das Schwarze Meer. Es ist nicht der direkte Weg in den Iran, aber wir mögen die Schwarzmeerküste und der Umweg ist es uns wert. Die 240km über Cankiri und Kastamonu sind gut zu fahren, aber wir brauchen trotzdem den ganzen Tag. Es geht immer über die Berge und das kostete Zeit. Bergauf mit Vollgas, bergab mit Dauerbremse.
In Inebolu erreichen wir am frühen Abend die Küste. Das ist immer wieder schön. Heute verstecken wir uns nicht sondern stellen uns direkt in den Hafen. Das Abendprogramm: Kochen, kurzes Nickerchen, lesen, auf Jandarma warten.

5.09.2008
Mitten in der Nacht sehe ich einen rot-blau-blinkenden Jandarma-Transit an uns vorbei fahren. Gut so.
Heute kommen wir nicht so schnell los weil Kleinigkeiten am Auto zu erledigen sind. Unter die Dieseltanks klebe ich je eine leere Fischdose über die Ablassschraube. Nicht so sicher wie Fort Knox, aber wer unseren Diesel klauen will soll sich wenigsten Mühe geben. Oder (besser) woanders klauen. Der undichte Wasserhahn im Bad wird als Schuldiger für die neue Wasserfütze in der Kanisterbox ausgemacht. Fünf von acht kleinen Schrauben am Fahrersitz sind weg. Die anderen drei sind schon lose. Richtig befestigt quitscht auch nichts mehr - toll.
Das Meer zur Linken fahren wir Richtung Osten. An der Schwarzmeerküste ist auch etwas Tourismus, aber scheinbar machen hier eher Türken Urlaub. Die Region ist relativ kühl und sehr grün. Mitteleuropäer wollen im Urlaub lieber Hitze und fahren daher in den Süden.
Uns gefällt das sehr gut, wenn überall freiwillig was wächst. Es gibt auch Schildkröten in dieser saftigen Vegetation. Wir sehen vier Stück. Alle so unvernünftig auf die Strasse zu laufen. Zwei können wir retten indem wir sie wieder in das Gestrüpp verscheuchen (naiv, ich weiß). Für die anderen Zwei kommt unsere Hilfe zu spät.
Bis zum Abend haben wir die 140km bis Sinop geschafft und fahren auf der Halbinsel durch die Stadt. Hinter der Stadt werden wir angewunken und ein Mann fragt auf deutsch ob er helfen kann. Scheinheilig sagen wir  "Och, wir suchen nur einen Platz zum Übernachten".  Wir dürfen auf dem Parkplatz vor seinem Hotel stehen. "Am Besten sooo (parallel zum Bordstein) - dann könnt ihr auf's Meer schauen."
Der Mann kommt aus Köln und hat in Sinop ein Hotel übernommen, das nächstes Jahr wieder eröffnen soll.
Und weil die Aussicht so schön ist, kommen auch andere Touristen. Ein Türke mit seinem georischen Schwager entdeckt uns. ("Blablabla Magürus blabla.")
Wir unterhalten uns mit Händen uns Füssen. Nach Hindustan (Indien) wollen wir? Aber durch Iran würde er nicht fahren. Kein Alkohol und Frauen mit Kopftuch. Wir sollen lieber über Georgien fahren. Georgien? Da ist doch Krieg, die Russen sind da!
Ach, was. Er zeigt uns auf der Landkarte wo es guten Wein gibt. Wir sollen lieber über Georgien, Russland, Kasachstan und China nach Indien fahren. "Visum für China Problem." sage ich.
Er macht das internationale Zeichen für Bakschisch: kein Problem, meint er.
Wir schenke uns gegenseitig je zwei Dosen Efes und Veltins. Dann sage wir "Ciao."

6.09.2008
Wir fahren einmal um die Halbinsel und gelangen durch Sinop wieder auf die N010. Bis Samsun ist der Verkehr noch relativ gering und die Strasse recht eng und schön. Aber es wird schon an der neuen
vierspurig Schnellstrasse gebaut.  In einem kleinen Dorf sehen wir eine Gruppe Männer ein Loch unter der Strasse durch bohren. Für eine Wasserleitung, wie sie uns erklären. Der Bohrer wird über die Vorderachse eines Renault angetrieben. Im Schacht sitzt ein Kind, das von Zeit zu Zeit den Bohrkopf reinigt. Ein anderes Kind sitzt im Auto und gibt Gas oder Kupplung. Zwei Männer sorgen für Vorschub am Bohrer, der Rest steht auf der Strasse und passt auf daß nichts schief geht.
Ab Samsun wird der Verkehr stärker und es sieht nicht so aus als ob sich das bis zur Grenze von Georgien ändern würde. Wir kommen allerdings schnell vorwärts. Wir übernachten mitten in Ünye. Jenseites der Uferpromenade ist ein großer Platz, der auch als Parkplatz genutzt wird.

7.09.2008
Die Küstenstrasse ist großzügig vierspurig ausgebaut. Meist ist links der Schnellstrasse noch ein schmaler Streifen Strand oder ein paar Molen. Rechts ist oft jede Menge Platz bis zur ersten Häuserreihe. Wir fragen uns wo der ganze Platz für die Strasse her kommt. Aufgeschüttet ist das nicht. Nach einer Zeit kommt uns der Gedanke daß für die Strasse einfach Teile der Ortschaften abgerissen wurden. Später wird der Verdacht bestätigt. Weil einige Häuser nur zur Hälfte abgerissen wurden um Platz zu schaffen. Der Ausbau dieser Strasse ist schon ein riesen Projekt.
Auf den Bürgersteigen werden Millionen von Haselnüssen getrocknet. In manchen Orten ist fast der ganze Boden von Nüsschen bedeckt.
Bei Of fahren wir am Abend an den Strand. Heftiger Regen setzt ein. Durch das Badfenster kommt etwas Wasser. Der Rahmen muß eine undichte Stelle haben. Aber wo?

8.09.2008
Über die Dachluke kann ich leicht auf das Dach des Aufbaus gelangen und versuche mit Klebeband einem neuem Wassereinbruch vorzubeugen. Solange der Rahmen nicht dicht ist, bleiben auch die Innenverkleidungen ab.
Ganz schön schwül ist es hier an der Küste. Seit zwei Tagen hängen dicke Wolken über dem Meer und in den Bergen.
Jetzt verlassen wir das Meer und fahren auf der 925 in die Berge. Durch das feuchte Klima wächst alles wie von alleine. Die Haselnussecke ist vorbei. Tee, Kürbis, Mais und allerlei Gemüse wächst auf jedem Quadratmeter, den der Berg zulässt. Vor allem Tee. In etwa 60km geht es von Meereshöhe hinauf auf 2600 Meter. Die letzten 400m leider im Nebel, so daß man sich die Aussicht vorstellen muß. Eigentlich ist es auch kein Nebel. Wir sind mitten in einer Wolke. Richtig kalt ist es auf der Passhöhe. Danach geht es wieder runter auf 1200m und es wird karg und trocken.
Noch einmal ein Pass mit 2360m Höhe und dann pendelt es sich auf 2000m ein. Genug Sonne, aber nicht zu heiß.
Heute fahren wir bis Erzurum. Die letzte größere Stadt in der Türkei, wie wir anhand der Landkarte vermuten. Wir schauen in einem Einkaufszentrum nach einer schnelleren und kleineren Digitalkamera, können uns aber nicht für einen Kauf entscheiden. Ausserdem klappt der Verkäufer gleich zusammen. Pünktlich um 19h zappelt er rum, hat so einen Hunger. Wenn der Muezzin vom Minarett ruft ist Zeit zum Essen. Das können wir verstehen und verabschieden uns.
Draußen auf der Strasse ist es wie ausgestorben. Wo sonst quirliges Treiben herrscht, ist nun gähnende Leere. Jetzt wird gegessen. Das dauert ca. 20 Minuten, dann kommt wieder Leben auf die Strasse.
Wir bleiben gleich vor dem Einkaufszentrum stehen, denn Morgen wollen wir Uwe Hemden mit langen Ärmeln für den Iran kaufen gehen. Zur Sicherheit.

9.09.2008
Heute vor einem Monat sind wir Zuhause los gefahren.


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