Teil 25 Orumiyeh (Iran) - Istanbul (Türkei)

  REISEBERICHT  2008/09  Iran / Türkei

17.05.2009
Bummm, Bummm, Bummm! Klopft es an der Haustür. Mist, wir haben verschlafen. Wenn wir am Abend die Rollläden verschließen, damit das Licht uns nicht verrät, kommt am Morgen auch kein Sonnenstrahl in das Fahrzeug.
Um fast Halbzehn liegen wir noch im Bett und draußen steht die Polizei. "Passport!" grüßt uns der Mann in Uniform unfreundlich. Wir sind wieder verpetzt worden. Die Petze steht neben dem Polizisten und ist ganz gespannt was nun passiert.
Was denn los ist, will ich wissen. "Polizei!" ist die Antwort. Als ob das ein Argument für irgendwas wäre. Erstmal will ich seinen Ausweis sehen. Eine Militäruniform und ne Kalaschnikow kann sich ja Jeder besorgen. (Naja, so einen Ausweis eigentlich auch)
Mit den Kopien von unseren Pässen ist er unzufrieden. Die original Pässe halte ich wieder nur von oben aus dem Auto und ziehe sie immer weg, wenn er danach greifen will. Es ist wie im Kindergarten.
Wir sollen aus der Kiesgrube
verschwinden und ins Hotel gehen. Wieso ins Hotel? Wir sind doch jetzt fertig mit schlafen.
In Orumiyeh gehen wir ins Internet und geben unsere zu viel getauschten Rial aus. Nach dem Update haben wir Hunger und suchen eine Restaurant mit Falafel im Angebot. Aber es gibt keine Falafel in dieser Stadt. Warscheinlich isst man in Kurdistan nur noch Fleisch. So sieht jedenfalls das Angebot aus.
Trotzig setzten wir uns in ein Restaurant und warten ab was passiert. Was soll schon passieren in einem Restaurant in dem es ausschliesslich Hackfleischspieße im Fladenbrot mit Grilltomate und Pepperoni gibt?
Uwe isst zwei Portionen
Hackfleischspieße mit Grilltomate. Das Fladenbrot nehmen wir mit für später. Die Pepperoni bleibt (nach einmal reinbeissen) liegen.
Beim bezahlen läuft immer ein komisches Spiel ab. Egal wo man nach dem Preis fragt, bekommt man eine eindeutige Handbewegung, die sagen soll: 'Ich nehm doch kein Geld von Dir.' oder 'Es kostet nichts, Du bist mein Gast'
Das ist natürlich nur eine Floskel, man muß darauf bestehen seinen Einkauf oder sein Essen zu bezahlen. In Iran könnte man sich gut durchschnorren, das wäre aber nicht die feine Art.
Für Dani gibt es nebenan eine Konditorei. Wir kaufen für unseren Kaffee am Nachmittag ein, der sich im Laufe der letzten Zeit eingebürgert hat. Eine Kaffeepause um 16 Uhr macht jetzt wieder Sinn, denn es bleibt lange hell und so können wir oft bis 20 Uhr fahren. Früher, als es um 17 Uhr dunkel wurde, hat eine Kaffeepause keinen Spass gemacht.
Man sieht, wir sind völlig den Gewalten der Natur ausgeliefert.
Wir verlassen die Fernstrasse, folgen einem Feldweg und übernachten hinter einem Hügeln mit Grasbewuchs. Das Abendprogramm besteht aus einer Schafherde, die fressend und 'Määhend' an uns vorbei zieht. Kein Mensch kümmert sich um uns.

18.05.2009
In Khoy können wir ein weiteres mal voll tanken. Das hätten wir nicht gedacht, so nah an der Grenze. Die Chipkarte für die Zapfsäule hat also auch Vorteile.
Wir geben noch etwas Geld aus und werden bei unserem Einkauf von einem Englischlehrer angesprochen, der uns in ein gutes Restaurant führt. Es sieht relativ teuer aus. Wir bestellen Pommes Frittes und Salat, weil das auf der Speisekarte, die wir nicht lesen können, abgebildet ist.
Das lange warten auf individuell zubereitete Speisen sind wir gar nicht mehr gewohnt.
In Indien stand das Essen nach 30 Sekunden auf dem Tisch. Nach fünf Minuten ist der durchschnittliche Gast fertig mit essen und wieder weg. Aber irgendwann bekommen wir unsere Bratkartoffeln und als wir bezahlen wollen, heisst es wieder wir wären Gäste und brauchen nicht zu zahlen. Sie bleiben so hartnäckig daß wir unser Geld nicht los werden. Darum schenken wir eine unserer CD's mit deutscher Musik 'All the best from Germany' her.
Mit vollen Tanks nehmen wir die Nebenroute an der Grenze zur Türkei und erleben nochmals wunderschöne Landschaft mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.
Uns fällt auf, daß auf iranischer Seite offenbar kein 'Kurdenproblem' besteht. Es ist  weder an der Grenze zum Irak, noch zur Türkei, verstärkte Militär oder Polizeipräsenz zu bemerken. Oder sie sind so gut getarnt, daß man nichts sieht.
In Childiran biegen wir links ab und fahren in das kleine Dorf Qarah Kelisa.
Die Beschilderung ist schlecht, die Landkarte ist schlicht falsch und die Beschreibung im Reiseführer ist irreführend. Wir finden den Ort trotzdem, weil es nicht viele Strassen gibt und damit auch nicht zu viele Möglichkeiten falsch zu fahren.
Wir besichtigen die Kirchen des Heiligen Thaddäus, der in Armenien sehr verehrt wird. Übernachtung auf dem Parkplatz davor, klar.

19.05.2009
Wir kaufen Kuchen und tanken vermutlich das letzte mal. Nur 34 Liter, aber immerhin. Alleine für den Diesel und den Kuchen hätten wir in Deutschland ca. 70 Euro gezahlt, hier nur 2,50 Euro. Wir werden uns Zuhause vermutlich nicht mehr trauen einkaufen zu gehen. An der türkischen Grenze entlang fahren wir bis in den letzten Zipfel von Iran.
Der Blick auf die Berge ist grandios. Von unserem Stellplatz aus blicken wir weit nach Süden. Es entsteht der Eindruck als wären wir auf Augenhöhe mit den anderen Bergen. Nach Norden kann man den großen und kleinen Ararat sehen, die schon in der Türkei liegen.
Wir parken auf der Zufahrt zu einem kleinen Dorf (6 Strassenlanpen in der Nacht) und sind beeindruckt, daß die Regierung in Iran in wirklich jedes Lehmhüttendorf Strom gelegt hat. Der Blick in die Landschaft bei Dunkelheit verrät auch, daß die Versorgung mit Energie lückenlos ist, also ununterbrochen. In Nepal, Indien und Pakistan gehen immer ganze Ortschaften oder Landstriche an oder aus. Das sieht lustig aus, von weitem.

20.05.2009
Heute stehen wir etwas früher auf, denn wir wollen über die Grenze. Vor Bazargan, dem Ort an der Grenze, füllen wir so viel Diesel aus den Wasserflaschen in die Tanks wie rein passen. Es sind nur 15 Liter, weil wir noch sehr lange Diesel bekommen haben. Dafür können wir aber nichts.
Die Ausreise aus Iran klappt reibungslos und ohne besondere Vorkommnisse. Das Auto wird nicht kontrolliert. Die Türken stellen sich da schon ungeschickter an. Lassen uns nicht durch das Rolltor und sind etwas von ihrer eigenen Bürokratie überfordert. Ein Zollmann kontrolliert das Auto, kann aber nichts finden. An der Grenze treffen wir Marco und Doris aus Augsburg die mit zwei Kindern im VW LT unterwegs sind.
Bis Dogubayazit sind es nur 50 Kilometer. Zuerst kaufen wir im Ort etwas ein und fahren dann auf den Campingplatz. Ralf und Marion mit ihren BMW GS sind auch da. Wir feiern ein Wiedersehen.
Man trifft wieder andere Touristen und das ist ganz interressant. Zum Beispiel Yves mit seiner 150ccm Vespa auf dem Weg von Frankreich nach Vietnam.

21.05.2009
Heute ziehen wir um, auf den oberen Campingplatz (Murat Camping). Der kostet nur 2,50 Lira statt 7,50 auf Lazar Camping. Nachteil: In verschiedenen Reiseführern steht, daß man als Frau hier besser nicht zelten sollte. Wir wissen nicht warum, der alte Mann vom Camping ist eigentlich ganz nett. Vielleicht ein bisschen zutraulich.
Marco und Doris stehen auch hier. Toni aus Frankreich mit seinem Fahrrad trifft ein und wir verquatschen den Nachmittag. Um 16 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen für Alle im Magirus, weil es draußen wegen
Wind und Regen zu ungemütlich ist. Am Abend gehen wir im Restaurant Hühnchen und Salat essen. Danach stellen wir uns vor die Magirus Stoßstange und Toni bekommt sein erstes Bier seit 3 Monaten.

22.05.2009
Ralf und Marion schicken ein Päckchen mit Dingen, die sie auf der Reise nicht mehr benötigen,
nach Hause. Ansonsten nicht viel gemacht ausser einen Stehbiertisch mit Dosenbier eingeweiht, weitere Reisende getroffen und einen Plan für Morgen gemacht.

23. - 25.05.2009
Besichtigung der Burg oder Festung oberhalb des Campingplatzes. Allgemeines Lagerleben zelebriert. Ein Paar im MAN 14.280 Truck aus Spanien trifft ein und mit Carlos, dem Fahrer, rede ich lange über LKW und Umbauten.
Aufgrund der Wetterlage wird die Abreise auf den 26. verschoben.
Am Nachmittag geht sogar ein kräftiger Eisregen runter. Wir wollen mit Ralf und Marion an den Van See fahren. Ein weiterer Tag auf Murat Camping ist aber nicht all zu schlimm.
An und Abreisende Traveller gestalten den Tag kurzweilig. Mit einem britschen Paar im Land Rover, die auf dem Weg nach Australien sind, tauschen wir Erfahrungen aus.

26.05.2009
Abschied von Dogubayazit. Wir fahren mit Ralf und Marion zusammen über einen sehr kalten, 2600m hohem Pass. Am Van See gibt es gegenüber der Fähre zur Ahtamar Insel eine kostenlose Campingmöglichkeit. Allerdings ist das Restaurant recht teuer und das Essen nicht unbedingt sein Geld wert.

27.05.2009
Als Dani früh am Morgen aufwacht, gratuliert sie mir zum Geburtstag und fragt: "Wünscht Du Dir eine Bootsfahrt?" Ich antworte: "Au, ja!" Dann schlafen wir noch eine Weile. Am Vormittag besichtigen wir die Insel mit (schon wieder) armenischer Kirche. Es ist sehr schön und in der Sonne auch warm.
Am Nachmittag essen wir Geburtstagstorte und beschließen, den Rest des Tages hier zu bleiben.

28.05.2009
Bei guten aber kühlem Wetter geht es weiter um den Van See. Die Landschaft ist sehr hochwertig, die Hügel sind grün, aber ohne Bäume und man kann weit sehen. Der See leuchtet in kräftigem blau, so wie es sich gehört.
Wir fahren den Berg Nemrut hoch, um einen warmen Kratersee zu besuchen. Allerdings ist die Strasse noch zugeschneit und teilweise weggespült. In einer Senke finden wir einen guten Platz für den Magirus und das Zelt der BMW Fahrer. Dani entdeckt eine große Schildkröte und wir sind erstaunt, hier oben in über 2400m Höhe und bei der Kälte eine Schildkröte zu sehen.
Zum ersten mal auf der gesamten Reise werfen wir den Grill an und haben ein extrem leckeres Abendessen. Früh müssen wir zu Bett gehen, denn es ist einfach zu kalt um draußen zu sitzen.

29.05.2009
Weiterfahrt über Bitlis, Diyarbakir und Siverek Richtung Nemrut Dagi Milli Park. (Das ist ein anderer Berg, der aber auch Nemrut heisst) Bei Bucak biegen wir einfach auf eine Wiese ab und schlagen unser Lager auf. Keine Probleme mit Jandarma oder anderen Nervensägen.

30.05.2009
Auf dem Weg zum Milli Park gibt es eine kleine Fähre. Wir kommen aber nicht mit, weil die Fähre schon voll ist. Bei der Menge an wartenden Autos ist zu vermuten, daß wir auch die nächste Fähre nicht bekommen. Ausserdem sollen Marion und Ralf ihre BMW's auf die Laderampe stellen, was nicht für Begeisterung sorgt. So beschließen wir um den See herum zu fahren, was etwa 200km Umweg bedeutet. Die Landschaft gibt nicht mehr so viel her. Vorwiegend Hügel mit Weizenfelder.
In Kahta stellen wir uns auf einen Hotelparkplatz, für den die Möglichkeit zum Camping angepriesen wird. Heute Abend grillen wir zum dritten mal in Folge!


31.05.2009
Ralf und Marion fahren früh auf den Nemrut Dagi. Wir verzichten auf den Ausflug, weil wir 2003 schon mal oben waren.



Wir nutzen die Zeit um den restlichen Diesel aus den Limo und Wasserflaschen in die Tanks zu füllen. Das ist hier ganz günstig, weil ich anschließend eine warme Duschen nehmen kann. Zum Abendessen legen wir eine Grillpause ein und gehen im Restaurant essen. Man merkt an den Preisen daß wir näher nach Europa kommen. Allerdings ist das Warenangebot auch vielfältiger. Es gibt wieder fast alles, worauf wir uns monatelang gefreut haben.
Auf Käsefondü und Spinacci Pizza werden wir aber noch eine Weile warten müssen.

01.06.2009
Von Kahta fahren wir über Adiyaman und Kahraman-Maras auf eine kleine (gelbe) Strasse und dann Richtung Konzan. Wir übernachtet an einem Feldweg neben einem Bach. Man kann das Zelt, die Motorräder und den Deutz von der Strasse aus sehen, aber ausser Kuhhirten, die uns willkommen heissen bleiben wir unter uns.

02.06.2009
Hinter Kozan biegen wir auf eine winzige Strasse nach Nordwesten ab. Entweder lügt die Landkarte, oder die Wirklichkeit stimmt nicht. Die vier unterschiedlichen Karten bieten vier unterschiedliche Varianten der Welt. Warum ist es so schwierig eine Landkarte ohne graviernde Mängel zu drucken?
Wir fahren den ganzen Tag durch wunderschöne Landschaft. Der Weg ist meist unbefestigt und manchmal ausgewaschen und steil. Staubig ist er immer. Ab Yahyali ist die Landschaft flach und wir kommen zügig vorran. So sind wir am Abend in Göreme. Hier wild zu zelten erscheint uns nicht sehr schlau, denn hier ist Touristenland.
Wir lassen uns auf Kaya Camping nieder und sind umgeben von Hymermobilen aus Holland. Laut Preisliste müssen wir 27 Lira bezahlen. Etwa 13 Euro. Andere Reisende aus Europa, die ihren Urlaub in der Türkei verbringen, finden das günstig! Wahrlich, Europa hat uns wieder. Wir bezahlen für eine Nacht im voraus, falls sich morgen niemand an den vereinbarten Preis erinnern kann.

03.06.2009
Die Landschaft mit seinen Tuffsteinfelsen und Höhlen rund um Göreme ist so sehenswert, daß es schade wäre schon weiter zu fahren. Und weil wir mit Marion und Ralf zusammen stehen möchten, bleiben wir noch einen Tag und beschließen später sogar einen weiteren Tag zu bleiben.
Mit den Motorrädern erkunden wir zu viert die Gegend und besuchen ein Freilichtmuseum mit Höhlenwohnungen, Kirchen und Tunnel. Die Anlagen wurden vor Jahren bei einem Erdbeben noch weiter zerstört. Wind und Wetter tun den Rest, denn der Stein ist sehr weich, fast wie Sand.
Am Abend wollen wir wieder grillen und während wir beim Aufbau sind kommt der Herr Campingplatzbesitzer und will unseren Passport sehen. Mir schwillt schon der Hals, aber Ralf verspricht in fünf Minuten vorne an der Rezeption zu sein. Ralf geht wirklich nach vorne und kommt nach 10 Minuten wieder, weil niemand da war.
Weitere 20 Minuten später kommt der
Campingplatzbesitzer wieder und schreit uns an, weil wir den Pass nicht abgegeben haben. In dem anschließenden Wortgefecht verweist er uns des Platzes und erklärt uns für illegal. Seiner Meinung nach hätten wir uns melden müssen, wenn wir noch einen Tag bleiben wollen und den Pass abgeben. So ein Quatsch, er sieht doch, daß wir nicht abreisen. Jetzt glaubt er, wir würden um 18 Uhr den Platz verlassen. Als Antwort kippe ich Spiritus auf den Grill und zünde ihn an.
Wir grillen jetzt, feiern unseren Abschiedsabend und reisen morgen ab.

04.06.2009
Am Morgen beim bezahlen geht alles ohne Geschrei ab. Es wird aber auch kein Wort zu viel gesprochen. Als wir gehen wollen, hält uns der
Campingplatzbesitzer zurück. Wir hätten die Quittung vergessen. Wenn wir kontrolliert werden und haben keine Quittung müssten wir Strafe zahlen. Warum erzählt er so einen Stuss? Mir fällt dazu nix ein. Wir fahren nach Derinkuyu um uns eine 'Unterirdische Stadt' anzuschauen.
Diese Unterkünfte wurden bis zu acht Stockwerke tief in den ebenen Boden gegraben. Die ersten Christen haben sich hier vor den Übergriffen ihrer Feinde (Perser, Römer, Araber, Mongolen...) versteckt.
In der Türkei ist es eigentlich ganz schön. Es sei denn, man ist Kurde oder Tourist.
Gegenüber des Parkplatzes zu der 'Unterirdischen Stadt' ist ein Restaurant, das ganz ordentlich aussieht. Wir studieren die Preisliste an der Strasse und geben unsere Bestellung ab. Als die Rechnung kommt, kostet es 30 statt 24 Lira. Sicher haben sie sich verrechnet. Ich gehe mit der Rechnung auf die Strasse um die Preise zu vergleichen, doch die sind plötzlich mit schwarzem Klebeband zugeklebt.
Die Preise hätten sich erhöht, erklärt man uns. Während wir gegessen haben? Auf dem Schild standen noch die Preise von vor zwei Jahren, jetzt gelten die neuen Preise. Wir brechen in schallendes Gelächter aus. Es ist fast nicht zu glauben. Am meisten ärgert mich, daß sie uns für so blöd halten.

Dann finden wir ein sehr schönes kleines Tal, wieder mit Höhlenkirchen. Am Bach, der durch das 'Peristrema Vadesi' führt, sind jede Menge Restaurants, die auf Terassen über dem Wasser ihre Gäste bewirten. Am letzen Restaurant in der Reihe lassen wir uns nieder. Freudig begrüßt uns ein freilaufender Hund, der uns vor einheimischen Kindern beschützt und sogar die Leute vom Restaurant anknurrt.
Wir nennen ihn "Gerd".

05.06.2009
Es ist so schön hier, daß wir noch einen Tag bleiben. Wir wandern im Ort umher, besichtigen eine ehemalige Kirche, die nun als Stall genutzt wird und kaufen Brot im Dorfladen. Die Kinder nehmen uns an der Hand und singen lustige Lieder, die sich auf "Money, Money,.." reimen.
Im Laufe der Exkursion stellt sich heraus, daß das gesamte Tal in ein Freilichtmuseum gewandelt wurde. Die Restaurants, die Hauptstrasse und (vermutlich) der Ort selbst sind kostenlos, aber die Kirchen und der Weg am Bachlauf sind gebührenpflichtig. Ein Mann mit Ausweis um den Hals schleicht ständig um uns herum, weil er denkt, wir besichtigen heimlich die Kirchen. Tun wir nicht, wir sitzen am Strassenrand und überlegen uns die weitere Reiseroute.
Für Dani und mich wird es wohl relativ direkt nach Istanbul und dann weiter aus der Türkei raus gehen. Besichtigungen im grossen Stil sind nicht mehr vorgesehen.
Abends schauen wir gemeinsam mit Marion und Ralf
Urlaubsbilder auf dem Laptop.
Es ist Vollmond, und einer der Vögel zwitschert die ganze Nacht. Das ist sehr schön, aber man hat ständig das Gefühl, es sei Zeit zum aufstehen. Gerd und Gerd2 spielen die ganze Nacht fangen zwischen Zelt und Magirus. Komische Tiere hier im Tal.

06.06.2009
Zeit zum Abschied vom Marion und Ralf. Unsere Wege trennen sich heute, weil wir unterschiedliche Zeit und Routenpläne haben. Das ist schade, denn wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen.
Es ist erstaunlich, daß die gemeinsame Reisegeschwindigkeit über viele Tage gut zusammen gepasst hat. Was der Magirus am Berg an Geschwindigkeit verloren hat, konnte er in den Schotterpassagen der Baustellen wieder gut machen. Und während die Motorradfahrer mit Lagerauf- und abbau voll beschäftigt waren, konnten wir vom Klappstuhl aus gut Ratschläge erteilen.
Von hier aus geht es über Aksaray und Konya nach Norden. In einem kleinen Tal finden wir einen ruhigen Platz neben einem Bach.

07.06.2009
Patsch!
Patsch! Patsch! Frauen aus dem Dorf gerben Schaafsfelle im Bach. Dazu werden die Felle von den Schaafen gezogen, ins Wasser gelegt und mit Holzpaddeln geschlagen. "Hos Geldiniz!" heissen sie uns willkommen. Wir wechseln ein paar Worte, machen Fotos und verlassen dann unseren Nachtplatz.
Heute ist Sonntag, und in Istanbul gibt die Formel 1 ein Gastspiel. Also stoppen wir gegen Halbdrei (eine Stunde Zeitunterschied) an einer Shell Tankstelle und schauen das Rennen mit den Angestellten im Kassenraum. Wir sind gar nicht mehr auf dem aktuellen Stand und hätten einige Fragen zu den Teams und dem Reglement. Nun, es gibt Schlimmeres.
Zum Beispiel, daß wir immer wieder überrascht sind von wo, und wann der Mond aufgeht. Heute kommt der Mond von der gegenüberliegenden Seite des Sonnenuntergangs, als es schon dämmert und er leuchtet in rot. Das ist ganz schön raffiniert. Ja, wir haben wieder einen schönen Platz für die Nacht.

08.06.2009
Noch 250 Kilometer bis Istanbul. Der Verkehr in der Türkei ist wirklich eine Wohltat. Es ist lange nicht so, daß Verkehrsteilnehmer die Spur halten oder jemand beim losfahren
in den Rückspiegel schaut. Aber gegen Indien ist das hier wie eine gemütliche Runde auf dem Verkehrsübungsplatz.
Am Abend erreichen wir unser geliebtes Istanbul. Wir sind mehrfach hier gewesen und finden es immer wieder gut. Auf der Hängebrücke über den Bosporus erreichen wir den europäischen Teil der Stadt. Die Fahrt Richtung Westen ist mautfrei, oder man hat sich die Mautstelle gespart. Bezahlt wird nur Richtung Osten.
Routiniert finden wir unseren Weg, vorbei am Dolmabahce Palast, über die Galatabrücke am Goldenen Horn, auf die Küstenstrasse, die Kennedy Caddesi. Auf dem ersten Parkplatz (in Gegenrichtung) lassen wir uns nieder.
Durch die Altstadt laufen wir hoch zur Hagia Sophia und zur Blauen Moschee. Das Viertel ist touristisch sehr erschlossen, hat aber unserer Meinung nach seinen Charme nicht verloren. Im Gegenteil, viele Häuser wurden renoviert und so vor dem Verfall gerettet. Es gibt dennoch viele Häuser die auf eine Rettung warten.
Die Restaurantbesitzer werden ohne uns klar kommen müssen, denn wir essen im Deutz
zu Abend. Wir geniessen die Aussicht auf die Bucht und die Stadt bei türkischen Leckereien aus dem Supermarkt.


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