Teil 24 Kerman - Orumiyeh

  REISEBERICHT  2008/09  Iran

02.05.2009
Mit der kollabierenden Kupplungsbetätigung schleppen wir uns zur Deutz-Werkstatt. In den letzten zwei Tagen hatte die Betätigung komischerweise wieder gut funktioniert, aber jetzt trennt die Kupplung nicht mehr.
In der Werkstatt lassen wir den Arbeitszylinder ausbauen, ausschleifen und neu abdichten. Die Reparatur dauert etwa drei Stunden und kostet am Ende 20.000 Rial. Das sind nicht mal zwei Euro. Es kommt aber vorher zum Streit zwischen dem Mann, der sich in der Werkstatt als Meister aufführt und dem Vater vom Lehrling (?), dem der Deutz-Laden gehört.
Wir blicken nicht ganz durch und überlegen, ob wir hier einen Motorservice durchführen lassen wollen. Ein zerlegter BF6L913 Motor steht
in der Werkstatt.
Der Chef sieht sofort, daß wir den gleichen Motor im Magirus haben und bietet an sich das Ölleck am zweiten Zylinder anzusehen und den 'Washer' auszuwechseln.

Die Preis für Diesel- und Ölfilter sind erstaunlicherweise kaum günstiger als in Deutschland. Dabei sind die Filter 'Made in Iran' von angeblich minderwertiger Qualität. Oder es handelt sich um Plagiate wie bei den Filtern von Volvo mit 'Germany'-Aufdruck. Dabei ist die deutsche Beschreibung so fehlerhaft ausgeführt, daß eine chinesische Herkunft auf der Hand liegt. Was nicht schlecht sein muß. Aber dann sollte es wenigstens billiger sein.
Unterwegs stopfen wir uns noch mit Falafel (frittierte Bällchen aus pürierten Bohnen oder Kichererbsen mit Kräutern und Gewürzen WIKIPEDIA) voll und können uns danach kaum bewegen.
In der unmittelbaren Nachbarschaft des Hotels befinden sich traumhafte Geschäfte für Technik aller Art. Händler für Land Rover, Traktoren, Hydraulikschläuche, Pumpen, Generatoren, Arbeitskleidung, Mercedesteile, auch Lebensmittel zwischendrin, Kfz- Elektrik, Bremsbelege, Farben, Schrauben...   Es ist wie ein Mix aus Baumarkt und Veterama*.
Fasziniert starre ich beim laufen in die Schaufenster.
Dani sagt, würde ein Drache mit geöffnetem Rachen auf dem Bürgersteig lauern, würde ich (in die Schaufenster starrend) hineinlaufen und verschwinden.

*Veterama: Größte Oldtimermesse Europas.

03.05.2009
Beim Geld tauschen in Iran. Von der Melli Bank schickt man mich zur Sepah Bank. Was ich verwechsele und bei der falschen Bank vorspreche.
Reaktion der Bankmannes: "Passport" Nachdem er meinen Pass genau untersucht hat, teilt er mit daß hier kein Geld getauscht werden kann. Hat er das in meinem Pass abgelesen, oder wozu har er ihn dann gebraucht? Sind Bankleute auch Passfetischisten? Am Ende Alle im Iran?
Bei der dritten Bank tausche ich 150 Euro, wobei die Seriennummern jedes Scheines notiert werden, und die Passdaten auch. Aber es klappt.

Den restlichen Tag haben wir im Auto auf dem Hotelparkplatz verbracht und sind am Abend ins Internet gelaufen. Bis auf zwei Kurzfilme für Y-tube haben wir alles erledigt. Dann hat der Laden leider zu gemacht.

04.05.2009
Zuerst ins Internet gelaufen um die restlichen zwei Filme hochzuladen. Danach sind wir nochmal in die Deutz-Werkstatt gefahren, denn der Zylinderkopfdeckel 5 ölt leicht.
Bei der Gelegeheit lassen wir die Ventile einstellen, was leider den ganzen Tag dauert, denn zuerst muß der Motor abkühlen.
Zur Mittagspause gibt es Pizza. Die Frau vom Nachbarn hat ein paar Bleche Pizza gemacht und wir essen gemeinsam mit den beiden Brüdern aus der Werstatt und dem Nachbarn. Die Tochter des Nachbarn ist Künstlerin (an der Hochschule) und nach dem essen besuchen wir seine Wohnung und schauen uns die Werke seiner Tochter an. Der Nachbar hat auch ein Motorrad. Unter der Plane sieht man viele Chromteile blitzen. Er sagt es ist eine Harley. Das will ich sehen. Tatsächlich steht 'Harley' auf dem Tank und dem Tacho. Das Mopped hat 150ccm, wird in China produziert und in Iran zusammengebaut.
In der Werkstatt lese ich in der Bedienungsanleitung für den 913er Motor und beobachte die Mechaniker bei ihrer Arbeit, der Überholung eines Deutz Motors. Dani bekommt eine CD mit iranischer Musik und Bildern von Kerman geschenkt.
Vor dem Einstellen werden die Kühlrippen gereinigt und nachdem ich den Gang raus gemacht haben, lässt sich auch der Motor leichter drehen.
Die Kopfdeckel bekommen neue Dichtungen und bezahlen dürfen wir für die ausgeführten Arbeiten nichts. Wir sollen aber Werbung für die Werkstatt bei anderen Reisenden machen. Gerne.

Wieder mal parken zwei PKW die Einfahrt des Hotel Hinterhofs zu. Das ist jeden Tag so. Betrifft uns aber nur wenn wir rein oder raus wollen. Die Bewohner des Hochhauses nebenan haben nicht genügend Parkraum, klar. Aber die Leute vom Hotel scheren sich einen Dreck darum, ob die Hotelgäste auf den Hof kommen oder nicht. Nach einer halben Stunde hupen und Stasse blockieren steht immer noch ein Auto so, daß ich nicht duch die Einfahrt kann. Mich ärgert sowas.
Wegziehen kann ich den Wagen nicht, dafür ist der Winkel zu ungünstig. Also hebe ich den PKW mit dem Wagenheber an und stoßen ihn seitlich vom Heber. Das mache ich zwei mal und komme so mit Mühe auf den Hof. Kaum ist das Tor geschlossen kommt der Fahrer des PKW und lacht dreckig. Aber ich erwische ihn noch.

05.05.2009
Das Bremslicht geht nicht mehr, weil der Fußschalter wieder defekt ist. Das kann kein Zufall sein, sondern liegt vermutlich an dem höheren Strom der zwei zusätzlichen Bremsleuchten. Also wechsle ich nochmal den Schalter und schalte ein Relais dahinter, damit der iranische Bremslichtschalter elektrisch nicht überfordert wird. Dani läuft derweil 6 oder 7 mal mit der Gießkanne zum Wasserhahn, was mindestens genauso anstrengend aussieht.
Am Nachmittag möchten wir das Militärmusuem von Kerman besuchen. Es öffnet leider erst um 17 Uhr und so müssen wir zwei Stunden warten, bis es öffnet. Wir sollten uns daran gewöhnen, daß am Nachmittag in Iran nichts los ist. Viele Geschäfte öffnen erst gegen Abend und sind dann bis in die Nacht geöffnet.
Das Museum behandelt den ersten Golfkrieg. Der Krieg zwischen Iran und Irak von 1980 bis 1988 forderte mehrere Hunderttausend Todesopfer und endete ohne Sieger. Am  Ende des Krieges blieben die Grenzen unverändert. Zu sehen sind Kriegswaffen und Bilder von iranischen Verwundeten, abgerissenen Gliedmaßen, Fotos und Orden von Kriegshelden und Märtyrern.
Im Aussenbereich befindet sich neben einer Panzer- und Fahrzeugsammlung der Nachbau eines Schlachtfeldes mit Bunkern und Flakstellungen. Auf Knopfdruck ertönt Gefechtslärm und (vermutlich) Durchhalteparolen in persischer Sprache. Der Eintritt ist frei.
Anschließend besuchen wir noch einmal unseren Falafelladen und kaufen ein. Wir beschließen am nächsten Morgen weiter zu fahren.

(NACHTRAG: Ärgerlich, denn später erfahren wir, daß Marion und Ralf am Abend des 6ten Mai in Kerman eingetroffen sind. So ein Pech.)

06.05.2009
Wie beschlossen fahren wir weiter nach Yazd. 'Auto voll tanken und Tanks voll halten.' ist die Devise in Iran. Unterwegs tanken wir 270 Liter auf die Chipkarten von anderen LKW Fahrern. Die Tankstellen haben keineswegs eigene Chipkarten, sagen sie zumindest. Und ohne kommt kein Diesel aus der Zapfsäule.
Als weiters Highlight habe ich die Tür vom Wohnaufbau an den Kopf gekriegt als ich mich am Türgriff hoch ziehe und Dani fürsorglich (wie lieb) schon mal das obere Teil der Tür öffnet. Bumm.
Es ist ganz schön windig, fast schon ein kleiner Sturm und jede Menge Sand in der Luft. Übernachtet haben wir am Truck Terminal Yazd am Strassenrand.

07.05.2009
Durch die diesige Wüste führt heute unser Weg nach Esfahan. Die Stadt ist sehr schön. Sie verfügt über viele hochwertige Sehenswürdigkeiten, die wir letztes Jahr auch besichtigt haben.
Im Internet haben wir esfahan-parking.com gefunden. Diese Mercedes-Benz Werkstatt bietet Parkplätze für Lang- und Kurzzeitparken, incl. Dusche, Toilette, Stromanschluß und sogar Internetanschluß, an. Ein Campingplatz mit Werkstatt? Das klingt gut. Ein Ölwechsel und eine warme Dusche - das wär mal wieder nicht schlecht.
Am Donnerstag Nachmittag suchen wir die Werkstatt im Amir Kabir Bezirk auf. Sie liegt inmitten eines Industriegebietes voller LKW-Werkstätten. Es ist zwar schon fast Wochenende und die meisten Geschäfte haben geschlossen, aber wir können auf dem Gelände der Mercedes Werkstatt stehen.
Eigentlich ist nichts am Auto kaputt. Das ist eine Schande, denn hier ist alles sehr leicht zu reparieren. Mal sehen was wir für Kleingkeiten finden...

08.05.2009
Heute ist Freitag und darum ist die Werkstatt geschlossen. In den Gebäuden brennt über das ganze Wochenende Licht. Wir haben Zugang zu den Waschräumen der Werkstatt und können so Trinkwasser holen und duschen. Die Waschräume sehen schmutzig aus, das ist aber nur Ölschmutz, und damit in keinster Weise ekelhaft.
In Ruhe zapfen wir etwa 60 Liter Diesel aus dem linken Tank und füllen ihn in die gesammelten Wasserkanister und Flaschen ab. Das wäre Dieselschmuggel, wenn wir an der Grenze erwischt würden. Da man aber viele Kilometer vor der türkischen Grenze keinen Diesel mehr bekommt, füllen wir kurz vor dem Grenzübergang den Inhalt der Kanister in den Tank, und sind somit legal. Das ist der Plan.
Da wir Strom haben, können wir uneingeschränkt die Notebooks benutzen. Das ist schön, macht aber eckige Augen.

09.05.2009
Im Büro der Werkstatt sind alle ganz freundlich und begrüßen uns herzlich. Vor zwei Tagen war auch ein Deutscher mit seinem Bus hier, der hieß Jürgen. "Ist das Euer Freund?" Nein aber wir kennen ihn aus dem Internet. Es war Zurken und er hat Ölwechsel machen lassen.
Wir lassen auch Ölwechsel machen und ich frage nach dem Preis für einen Dieselvorfilter mit Wasserabscheider. Bevor irgendwas am Auto gemacht wird, bringen sie erst mal einen Aufkleber der Werkstatt auf der Windschutzscheibe an. Der wandert später in den Müll.
Weil der Mann mit dem Schraubenschlüssel entweder nicht richtig zuhört oder der Mann aus dem Büro nicht richtig zugehört oder übersetzt hat, baut er den Dieselfilter auch gleich aus und wirft ihn in den Dreck. Jetzt muß auch der Dieselfilter getauscht werden.
Der Mann mit dem Schraubenschlüssel wirft ständig Werzeug und Filter auf den Boden oder in die Grube, bekleckert den Boden mit Öl, so daß ich später mit dem Reifen da durch fahren muß und beschmiert Achse, Getriebe und Spurstange mit Altöl. Den nächsten Ölwechsel mache ich wieder alleine. Problematisch ist unterwegs nur die Altölentsorgung.
Im übrigen handelt es sich auch nicht um eine Mercedes-Benz Werkstatt, wie im Netz beworben. Früher war es mal eine. Heute werden Howo und Hyundai LKW repariert, wenn Kunden da sind. Das soll aber kein Qualitätsmerkmal sein.
Der Preis für den Zusatzfilter erscheinen mir zu hoch. Dann habe ich noch zwei defekte Gummimanschetten an der Spurstange. Mit sowas kennen sich die Leute in der Werkstatt nicht aus und telefonieren nach einem Spezialisten. Der kommt mit seinem uralten Paykan-Kombi und schaut sich die Manschetten an.
Das ist dann schon eher ein Qualitätsmerkmal für eine Werstatt.
"Da ist ja noch das original Fett drin, wo ist das Problem?" "Die Manschette ist kaputt, das Fett geht raus und Schmutz geht rein - das ist das Problem." "Schlackert denn die Lenkung während der Fahrt?" "Nein." "Dann ist alles OK, das hält sicher noch fünf Jahre." "Gut, ich lasse es in Deutschland reparieren."
Was folgt, sind allgemeine Fachsimpeleien über den Magirus. "Ist das ein Benz?" oder "Made in Germany? East or West?", "...diese Motoren sind für den Krieg gegen Russland gebaut worden, stimmt's." und "Das Auto ist über 20 Jahre alt und ist immer noch besser als iranische LKW, wenn sie neu sind."
Abschließend lässt sich sagen, daß die vielen LKW Werkstätten in Iran sicher nicht schlecht sein müssen, aber vielleicht doch eher auf Notreparaturen eingerichtet sind.

Wir bleiben noch einen Tag, denn die Werkstatt bietet kostenlos (denken wir) WLAN Internet Zugang an. Ausserdem sind die Duschen nicht schlecht. Zwar sehr dreckig, aber das ist ja nur Öl, dafür aber mit warmen Wasser. Auf der anderen Strassenseite gibt es einen kleinen Shop mit Lebensmitteln und Falafel.

10.05.2009
Wir möchten bezahlen und dann weiter fahren. Die Rechnung setzt sich so zusammen: 4 Liter Öl (als Ergänzung zu dem mitgebrachten Öl aus Indien) macht 100.000 Rial, der Nebenstromölfilter und die Arbeitszeit werden nicht berechnet.
Drei Übernachtungen je 10 Dollar macht zusammen, sagen wir mal, 50 Dollar. Ob das OK wäre? Das muss ausdiskutiert werden.
Wenn wir gewusst hätten, daß wir für die Übernachtung 10 Dollar zahlen sollen, wären wir in ein Hotel mit sauberer Dusche gegangen. Wir kennen Eins, hier in der Stadt.
Wenn man auf esfahan-parking.com nach unten scrollt, ist da wirklich ein Link zu den Preisen. Das haben wir übersehen. Die Preise stimmen aber nicht mehr, weil sie schon zwei Jahre alt sind. So ein Quatsch. Wir zählen die Rials für parken, Strom, Wasser und Internet zusammen und kommen auf 175.000 Rial.
Jetzt wird der Filter und die Arbeitszeit doch berechnet und am Ende zahlen wir 375.000 Rial. So ist das in Ordnung.
Eine Strasse weiter besuchen wir einen Händler für Klimaanlagen. Die angebotene Anlage bietet drei Probleme: Wohin mit dem Kompressor? Wohin mit dem Kühler? Wohin mit dem
Bedienteil? Der Kompressor könnte relativ leicht im Motorumfeld angebracht werden. Der Kühler ist schon schwieriger unterzubringen. Unter die Stoßstange geht auf keinen Fall, wegen der Bodenfreiheit. Über dem Fahrerhaus, an der Vorderwand der Wohnkabine wäre möglich. Aber wie sieht das denn aus?
Das Bedienteil (wo die kalte Luft raus kommt) passt aber nicht in oder an das Armaturenbrett. Also keine Möglichkeit eine 'dezentrale' Klimaanlage einzubauen.
Was bleibt ist eine Komplettanlage auf's Dach, mit Kompressor am Motor. Diese Modelle, von Behr aus Deutschland, sind in Iran aber im Moment nicht erhältlich.

Danach Weiterfahrt in Richtung Khorramabad und Übernachtung an einer Tankstelle. Was ich bezahle, um hier parken zu dürfen? Gar nichts. Er zuckt die Schultern und lacht.

11.05.2009
Die Landschaft ist recht hügelig und von Ackerbau geprägt. Es ist relativ kühl und Blumen blühen überall.
Weiter geht es nach Kermanshah, das Relief von Darius angucken. Das Relief haut uns nicht wirklich vom Hocker, ausserdem ist es unnötig hoch am Berg angebracht, so daß man es kaum sehen kann. Auf der Suche nach der Skulptur von Herkules mit Weinglas laufen wir über das gesamte Gelände, dabei liegt Herkules direkt am Parkplatz auf einen Felsen und lacht.
Wir dürfen auf dem Parkplatz der Anlage
übernachten, das ist ganz angenehm.

12.05.2009
In Iran sind vielleicht 10% der Verkehrsteilnehmer weiblich. Eine Frau am Steuer ist also keine Seltenheit. In den Fahrschulautos sitzen jedoch zu fast 100% nur Frauen. Wir schließen daraus, daß entweder die Männer alle schon ihren Führerschein gemacht haben, oder eben nur Frauen das autofahren extra erlernen müssen. Iranische Männer werden autofahrenkönnend geboren.
Heute wollen wir die Tropfsteinhöle von Ali Sadr besuchen. Die Höhle ist zu einem großen Teil mit Wasser gefüllt und wird mit Tretbooten befahren. Wobei die Touristen in Kunststoffbooten sitzen, die vom Tretboot gezogen werde. Das Tretboot wird von einem ortskundigen Führer gelenkt. Über viele Jahre sind Stalagtiten (die von oben nach unten) bis zur Wasseroberfläche runter gewachsen.
Um die Höhle befahrbar zu machen, wurde der Wasserspiegel gesenkt und man kann sich gut den ehemaligen Wasserstand vorstellen. Jetzt ist die Höhle touristisch erschlossen und elektrisch beleuchtet, aber ich kann mir gut vorstellen wie Höhlenforscher hier eingetaucht sind, mit einer Batterielampe auf dem Helm. Gruselig, das wäre auf keinen Fall ein Job für mich.
Wir sind begeistert von der Tropfsteinhöhle und unserer Bootsfahrt. Wieder übernachten wir auf dem Parkplatz. Die Iraner sind ein Volk von Picknikern. Keine Parkanlage ohne Grüppchen von teekochenden und speisenden Menschen. Manchmal werden gleich kleine Zelte aufgebaut. So sitzen sie oft bis in die Dunkelheit und bei Wind und Kälte im Freien und pickniken.
Man könnte denken sie haben kein schönes Zuhause, aber die Iraner sind warscheinlich einfach nur naturverbunden.

13.05.2009
Wir befinden uns im Westen Irans mit seiner schönen hügeligen Landschaft. Zudem ist der Mai wohl einer der schönsten Monate für einen Besuch, weil die Felder voller bunter Blumen stehen.
Am frühen Abend erreichen wir den Parkplatz der Karaftu*-Höhlen. Es ist so gut wie nichts mehr los und wir haben unsere Ruhe. Als später ein Polizeiauto direkt neben uns anhält denken wir kurz, jetzt gibt es wieder ewige Diskussionen. Aber die Polizisten wollen nur ihr Gemüse an dem Wasserhahn abwaschen, neben dem wir stehen. Wir stehen auch dirket neben eine Steckdose.
Ganz frech stecken wir unser Stromkabel an und haben genug Energie für die uneingeschränkte Nutzung der Computer. Sonst muß man immer schauen wie der Ladezustande der Batterie ist.
Übrigens haben wir in Iran bisher noch keinen einzigen Stromausfall erlebt.

*Karaftu: schreibweise ist variabel.

14.05.2009
Ein Stromausfall wäre auch fatat, hier in der elektrisch beleuchteten Höhle, die wir besichtigen. In Indien könnte man eine solche Besucherhöhle überhaubt nicht betreiben, weil keine durchgehende Energieversorgung gewährleistet ist und die Menschen sich in der Dunkelheit in Panik tot trampeln würden.
Solche Gedanken kommen uns bei der Besichtigung. Das Höhlensystem ist zum Teil natürlich, zum Teil von Menschenhand geschaffen. Wer die Wohn- oder Kulträume geschaffen hat, ist nicht ganz sicher, aber sie sich auf jeden Fall sehr alt.

Der Weg zur nächsen rotmarkierten Sehenswürdigkeit in unserer Landkarte ist nicht weit, wir sollten also schon am Nachmittag an der Takht-e-Soleyman Festung sein. Das ist blöd. Pro Tag eine Sehenswürdigkeit hatte sich so eingependelt.
Aber wir haben Glück und verfahren uns mächtig. Zumindest denken wir das. Es ist nichts ausgeschildert und wir müssen uns von Dorf zu Dorf nach Takab durchfragen. Wir fahren über Feldwege und Schotterpisten. Garantiert gibt es eine bessere Strasse, aber die Landschaft ist super und das Wetter spielt mit.
Die gleiche Situation an einem grauen Regentag mit matschiger Piste und ohne das Blumenmeer kann bestimmt Depressionen erzeugen.
Als wir
Takht-e-Soleyman (Thron des Salamo) erreichen ist es uns schon zu spät für eine Besichtigung. Somit sind wir wieder im Rhythmus.

15.05.2009
Ein bisschen laut war es am frühen Morgen. Ein deutscher Tourist mit Motorrad hatte sein Zelt gestern Abend etwa einen Meter neben dem Magirus aufgebaut. Um 7 Uhr entdecken iranische Touristen sein Zelt auf dem Parkplatz und das ist irgendwie sehr laut. Um Halbacht kommen Arbeiter und werfen Steine in Schubkarren.
So kommt es, daß wir recht früh das Weltkulturerbe besichtigen. In der Festung gibt  es einen unterirdisch gespeisten See, dessen Wasser über einen Bach abfließt.
Die Gebäude stammen aus des Sassaniden Zeit um 600n.Ch. und sind natürlich alle zerstört. Aus Lehm und Tonziegel werden die Einrichtungen teilweise rekonstruiert.
Einige Kilometer entfernt gibt es das 'Gefängnis des Salomo' zu besichtigen. Der Berg sieht aus wie ein erloschener Vulkan und ist innen komplett hohl. Als wir auf dem Rand des Krater's stehen, überkommt uns ein komisches Gefühl, weil es zu beiden Seiten steil bergab geht. Darum sind wir auch schnell wieder unten, am Auto.
Einmal füllen wir noch Diesel in die gesammelten Wasserflaschen ab, was ganz gut klappt ohne viel zu verkleckern. Wir räumen die Flaschen überall in den Staukästen und so kommt die ganze Ordnung durcheinander. Denn die Ausrüstung aus den Staufächern muß im Magirus verteilt werden.
Tanken ist heute schwierig, weil wegen Freitag kaum LKW unterwegs sind. Der Tankwart muß auf die Strasse rennen und vorbei fahrende Dieselfahrzeuge stoppen um an die Chipkarte zu kommen. Nur hundert Liter können wir tanken, da hätten mindestens noch 20 rein gepasst. Ab jetzt wollen wir täglich tanken, weil es bestimmt bald keinen Diesel mehr gibt. Die Grenze zum Irak ist etwa 100km entfernt und die Türkei ist auch nicht mehr weit.
Iraner picknicken immer und überall. Aber besonders am Freitag. An einer schönen Stelle am Fluß hat sich eine beliebter Platz zum Picknick machen etabliert. Gerne stellen wir uns dazu und bleiben gleich für die Nacht. Die Einheimischen verlassen bei einbrechender Dunkelheit das Flußufer und grüßen uns mit der Hupe. Dani bekommt wieder einen Blumenstrauß geschenkt. Daß die immer so übertreiben müssen.

16.05.2009
Ab hier ist die Landschaft nicht mehr so schön. Wir kommen in die Nähe von Orumiyeh, das in der Nähe des gleichnamigen Salzsee's liegt. Wir haben noch mal 92 Liter getankt. Orumiyeh ist uns zu unübersichtlich und einen Stellplatz am See können wir nicht finden.
In Richtung türkischer Grenze finden wir eine Kiesgrube, in der wir gut stehen können.
Wir bleiben im Fahrerhaus sitzen und beobachten die Umgebung. "Wieder mal einen netten Platz zum übernachten gefunden, bis jetzt." sagt Dani, und ich stimme zu.



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