Teil 7 Shiraz - Taftan (Pakistan)

  REISEBERICHT  2008      Iran - Pakistan


30.09.2008
Um in die Stadt zu kommen beschließen wir mit dem Magirus zu fahren. Nicht daß uns das Taxi zu teuer wäre, aber wir wissen ja gar nicht genau wohin wir wollen. Was soll man da dem Taxifahrer sagen?
Hauptanliegen ist Internet erledigen und Internationales Telefon finden. Wir wollen Morgen Zuhause anrufen. Nach getaner Arbeit essen wir in einem der getarnten Fast Food Läden Falafel. Zwei Gemüseburger mit Tomate und Salat mit zwei Cola für 1.20 Euro. Dani und (vor allem) ich haben ein neues Hobby. Moppeds fotografieren. Im Grunde gibt es nur eine Ausführung von Honda mit 125ccm. Auf dem Tank steht aber oft ein anderer Markenname. Pishtaz, Tiztak, Mahtab oder weißichwas. Mittlerweile sind wir bei 26 Varianten. Dafür werde ich eine Extra-Galerie anlegen, aber erst sammeln wir noch.
Auf der Suche nach einem weitern Garten treffen wir die französische Familien mit dem Saviem wieder. Sie stehen auf einem Parkplatz in der Stadt. Die Franzosen möchten gerne nach Syrien, bekommen aber kein Visum. So trägt jeder sein Kreuz.
Zurück auf dem Camping waschen wir noch Wäsche. Hoffendlich ist die bis Morgen trocken, sonst weiß ich auch nicht. An der großen Staukiste unter der Kabine fängt die Halterung an auszureißen. Die ist nicht stabil genug gebaut. Als Sofortmaßnahme werden etliche Kilogramm Werkzeug umgeladen um die Kiste zu entlasten und ich baue mit Lochblech eine Hilfshalterung.
Kurz vor Mitternacht nehme ich noch eine Dusche. In erster Linie um das komische Haargel wieder aus den Haaren zu bekommen, denn beim Frisör war ich ja heute auch.

01.10.2008
Gegen vier Uhr fängt die Moschee an zu singen. (Der Lautsprecher oben drauf) Der Gesang geht bis acht Uhr Morgens und ist nicht vom Tonband sondern Live. Heute ist "End of Ramadan".
Beim Bezahlen für den Stellplatz kommt wieder Freude auf. Vor zwei Tagen hatte ich gefragt, was das "Campen" hier kostet. Der Hotelmann schreibt 10.000 auf einen Zettel. Das dürfte der Preis in Tuman pro Person pro Nacht sein. Zusammen macht das 400.000 Rial, rechne ich mir aus. Der Vorgang dauert eine 3/4 Sekunde. Trotzdem stehen wir noch 20 Minuten am Tresen und der Mann telefoniert drei mal bis er mir glaubt, daß ich verstanden habe was der Platz kostet. Er kann halt kein Englisch, wir können kein Farsi (persisch). Heute früh beim Bezahlen steht ein anderer Hotelmann an der Theke und bedient den Computer. Der Computer rechnet 245.000 Rial statt 400.000 aus. Natürlich beschwere ich mich nicht, aber verstehen kann ich das auch nicht.
Als nächstes fahren wir mit dem Deutz in die Stadt und rufen Zuhause in Deutschland an. Wir wollen uns mal live melden und ein Geburtstag ist dazu der richtige Anlaß.
Wir verlassen Shiraz durch die Wüste nach Südwesten. Über einen Pass haben wir tolle Sicht auf einen Salzsee. In Neyriz gibt es einen Freizeitpark der sich noch im Aufbau befindet, wir nennen ihn Ponyhof, weil es auch ein paar Pferde gibt. Wir dürfen uns hinstellen, müssen aber zum Tee mit in das Haus kommen. Dani fragt ob Fotos machen ok ist. Alle, die Eltern, vier Söhne und die Tochter verlassen fluchtartig das Zimmer um sich umzuziehen. Die Bilder werden auf den Familiencomputer geladen. Das Englisch ist schlecht aber wir verständigen uns mit dem Ohne Wörter Buch von Langenscheidt. Man zeigt nur auf das entsprechende Bild. Servicetechniker ist aber nicht abgebildet und so zeige ich auf Krankenhaus, Werkstatt, und Krankenwagen. Warscheinlich denken sie jetzt ich reparieren Krankenwagen. Der älteste Sohn verkündet "Eydinar".  Das verstehe ich schon wieder nicht. Stellt sich aber als "Eight - Dinner" raus. Um Acht gibt es Abendessen. Kommt nicht in Frage, wir wollen gleich gehen. Kommt aber nicht in Frage, wir müssen bleiben. Der Vater und der Älteste essen mit uns Gästen. Der Rest der Familie isst im Flur, obwohl genug Platz bei uns wäre. Es gibt Hühnchen mit Gemüse.  Dani arbeitet sich tapfer mit der Gabel um den Hünchenschenkel herum, während ich das Fleisch vom Knochen picke. Es ist sehr lecker.
Nach dem Essen wollen wir uns in den Magirus zurückziehen. Wir sollen aber im Haus schlafen, draußen im Lastwagen, das ist doch nichts. Der Lastwagen ist aber unser Zuhause, um das deutlich zu machen lassen wir die Kinder noch ins Auto schauen und sie zeigen sich einverstanden.

02.10.2008
Wir verabschieden uns von unseren Gastgeben und machen uns auf Richtung Kerman. In einem kleinen Zubehörladen finde ich eine 24V Zweiklangfanfare für 11 Euro. Die wird heute Abend montiert. Leider können wir heute kein Brot kaufen, weil die Läden nichts im Angebot haben. Das wird immer erst am Nachmittag gebacken und ausgegeben. An den Brotläden bilden sich dann immer lange Schlangen. Wie an den Tankstellen. Beides ist vom Staat subventioniert.
Die Landschaft ist wahnsinnig weitläufig und man kann das Ende der Ebene nicht sehen, weil es zu diesig ist. Der Luft ist sehr trocken, so daß die Nase beim atmen weh tut. Mit offenem Mund trocknet die Kehle aber so schnell aus. Also trinken wir viel Wasser. Um so häufiger muß man dann  für kleine Overlander. (auf Toilette)
Trinkt man zu wenig, bekommt man Kopfweh. Man merkt nicht wenn man dehydriert, weil bei der trockenen Luft kaum geschwitzt wird. Ausser am Rücken und am Po, wegen der (sinnlosen) Ledersitze. Es macht richtig Spass.
In Kerman stellen wir uns in den Hof vom Hotel Akhavan. Wieder sind wir die einzigen Touristen, aus dem Westen, die mit dem Auto da sind. Nachdem die Hupe angebaut und getestet ist, gehen wir in die Stadt. Das ist nicht sehr weit vom Hotel aus. Für eine Strecke die in 15 Minuten machbar gewesen wäre brauchen wir eine Stunde. Alle paar Meter werden wir angesprochen. "Hello"  "How are you?"  "Where are you from?"  "How do you like Iran?"  manchmal auch "I love you!".   Oft entwickelt sich daraus ein Gespräch, wenn die Leute Englisch sprechen. Das ist meist angenehm und interessant. Als Ausländer fallen wir auf, durch Haarfarbe, Hautfarbe und Kleidung. Viele Frauen tuscheln oder grinsen (auch blöd) wenn sie Dani sehen. Einige machen sich über uns lustig. Kinder schauen schon mal ängstlich.
Die jungen Kerle die "Hello!" rufen und rumalbern, finden wir mittlerweile blöd. Wer hat denen das beigebracht? Wir rufen jetzt immer "Helau!*" zurück. "Hello is English." erkläre ich, "We are Germans, and they call Helau!"

*Helau: Narrenruf. Auch Alaaf oder Äla...


03.10.2008
Vorsichtig fahre ich vom Hotelgelände. Zum Glück kann ich gleich hupen. Denn da wo ich links muß, ist ein kleiner Plastikwall (der Linksabbiegen verhindern soll). Der Plaskikwall ist aber schon so kaputt (vom illealen Linksabbiegen), daß man leicht in den fließenden Verkehr fahren kann. Das geht aber nicht ohne Hupe. Die Hupe ist schön laut, das macht Spaß.
Etwa 25km südlich von Kerman ist in Mahan der Bag-e Shahzade (Garden of the Prince) zu besichtigen. Es lohnt sich, der altpersische Garten ist schön. Thema des Gartens ist: Das Wasser fließt in Kaskaden den Berg runter, alle 5 Meter ist ein Springbrunnen. Links und Rechts davon stehen Bäume. Für den verwöhnten Mitteleuropäer nichts Ungewöhnliches. Aber das hier ist mitten in der Wüste. Die alten Herrscher haben schon gewußt wie sie sich das Leben angenehm gestalten.
Von Mahan bis Bam sind es 140km. In Bam gab es  2003 ein schlimmes Erdbeben, daß viele tausend Menschenleben gefordert hat. In der Stadt wird überall gebaut und auf den ersten Blick sieht alles ganz normal aus. Viele Geschäfte sind aber noch in Containern angesiedelt. Außerhalb Bam's sind große Neubausiedlungen entstanden. Bam ist aber auch die erste richtige Oase mit Dattelpalmen - das sieht toll aus.
Dann ist da noch die Sache mit der Übernachtung. Ab Kerman wird die Gegend vom Militär kontrolliert und man soll nicht mehr "wild" übernachten. Wir haben mittlerweile ein ganz gutes Gefühl, wo man stehen kann und wo nicht. Für Bam haben wir sogar ein Reihe Tips wo man gut stehen können soll. Den ersten GPS Punkt von Casper verpassen wir. Das war noch nördlich vom Bam. Einen Freizeitpark westlich vom Hotel gibt es nicht. Östlich davon ist ein Industriegebiet. Da werden wir weg geschickt. Dann fahren wir zum Flughafen und werden auch weg geschickt. Danach fahren wir in die Palmenplantagen. Das gefällt uns nicht, weil wir denken daß wir weg geschickt werden sobald man uns entdeckt. Dann eben zum Hotel, da haben wir den ganzen Parkplatz für uns alleine und machen Abendessen. Das geht gut, bis auf einmal PKW's auf den Parkplatz strömen und uns zuzuparken drohen. Wir fahren ein paar Meter weiter, werden von einer der Torwachen entdeckt und wieder weg geschickt. Das nevt vielleicht, wir haben doch niemanden gestört. Jetzt ist es schon dunkel und wir fahren zurück zum Friedhof, da stören wir nun wirklich niemanden. Glücklich schlafen ein.

04.10.2008
Um 5h klopft es am Magirus. Erstes Ignorieren hilft nicht, ich muß aus dem Fenster schauen. Zwei junge Männer mit Militär Uniformen stehen draußen und machen diese dämliche Handbewegung, die sagen soll. "Hä? Was macht ihr denn hier?" Ob die wirklich vom Militär sind kann ich nicht sagen. Uniformteile kann man auch so im Geschäft kaufen und die Badelatschen gehören auch in Iran sicher nicht zur Kleiderordnung. Ein paar mal frage ich was sie wollen. Sie antworten "Blablabla, Polizia, blablabla." und fuchteln mit den Händen, der Eine kichert immer. Dann sage ich auf deutsch "Wir trinken jetzt einen Kaffee und dann pfeifen wir auf Bam." Als ob sie das verstanden haben nicken sie und verschwinden.
Einmal früh wach beschließen wir uns fertig zu machen und nach Zahedan aufzubrechen.
Wir sitzen mehr oder weniger in Iran in der Falle. Für Pakistan haben wir ja kein Visum erhalten. Außerdem ist die Sicherheitslage relativ unklar. Alternativen über Land gibt es kaum. Oder man ist bereit über China zu reisen und einen Führer zu bezahlen, falls man ein Visum bekommt. (unwarscheinlich) Dazu müßte man über einige Stan**- Länder reisen. Da ist uns die Visa Lage auch nicht klar und es wird jetzt schon zu kalt sein in der Region. Dann gibt es noch die Möglichkeit einer Fährverbindung über Dubai bzw. Vereinigte Arabische Emirate. Im Internet haben wir einen Bericht gelesen, daß es für 1000 US Dolar machbar sei. Von dort nach Indien zu verschiffen soll möglich sein, wäre aber extrem teuer und wir finden keine Informationen darüber im iranischen Internet... Dann könnte man noch den Magirus stehen lassen (Iran, Türkei oder Dubai?) und nach Indien fliegen. Aber was sollen wir da ohne Lastwagen? Das ist doch nicht unsere Art zu reisen und wir haben nicht so viel Zeit und Geld in den Deutz investiert um dann mit dem Bus durch Indien zu fahren.
Die mieseste Variante ist über die Türkei zurück zu fahren und auf Indien zu verzichten. Das wäre ein hartes Brot. Wir wollen alles versuchen nach Indien zu gelangen.

Endlich sehen wir vier Kamele, die schon seit Tagen von Strassenschildern versprochen werden. Es sind die ersten und letzt in Iran.

In Zahedan suchen wir das Kosulat. Wir haben den Strassennamen aber weder GPS Daten noch einen Stadtplan. Dann finden wir zufällig das ITTC Tourist Inn Hotel und hoffen auf einen englisch sprechenden Concierge. Wir bekommen Auskunft plus einen Stadtplan und fünf Strassen weiter finden wir das Konsulat Pakistans. Schon auf dem Parkplatz treffen wir einen Angestellten des Konsulats. Er ist auf dem Weg zum Mittagessen aber er deutet an, es gebe durchaus eine Chance ein Visum zu bekommen. Um 14h ist die Pause vorbei. Bis dahin machen wir uns bereit. Pässe, Passbilder und Landkarten zurechtlegen. Saubere Hose und Hemd anziehen. Zähne putzen, Haare kämmen. Denn eins ist uns klar. Eigentlich stellt auch dieses Konsulat keine Visa für Deutsche aus. Wenn sie es machen, dann nur aus einer positiven Laune heraus. Ein guter Eindruck kann dabei ja nicht schaden, denken wir.
Der Sekretär des Konsul spricht uns an. Nein sie stellen kein Visum für Ausländer aus. Fertig, das war unsere letzte Option. Ja, aber da vorne (Parkplatz) habe ich einen Mann getroffen, der hat gesagt, es geht vielleicht, sage ich. Warum wir denn nicht das Visum in Deutschland beantragt haben? Das war ein Timing Problem. Naja, er kann ja mal nachfragen.
Wir warten so lange in dem Gastraum oder Wartesaal. Ein Mitarbeiter des Konsulats, den wir später Higgins*** nennen führt mit uns ein Vorgespräch.
Warum wir denn nicht das Visum in Deutschland beantragt haben? Das war ein Timing Problem, sage ich wieder. Er schaut sich den Pass genau an und stellt fest, daß das Indien Visum vor 2,5 Monaten in Deutschland ausgestellt wurde. Das Pakistan Visum wäre 6 Monate gültig - also kein Timing Problem. Wir sind völlig empört, da hat man uns also falsch informiert! (Wir können ja schlecht sagen, daß unsere Anträge in Frankfurt einfach nicht bearbeitet wurden) Er lächelt und sagt, daß er mal mit dem Konsul redet.
Dann warten wir und es kommt uns schrecklich lange vor. Von den nächsten Minuten hängt der Verlauf der Reise ab. Die Regeln sind klar. Das Konsulat soll/darf/muß uns kein Visum erteilen. Dann werden wir abgeholt und in das Büro des Konsul geführt. Es ist ein keiner Raum mit riesigem Schreibtisch. Der Fernseher läuft und die Klimaanlage brummt. Der Konsul begrüßt uns freundlich und wir dürfen Platz nehmen. Ob wir englisch reden können? Ja natürlich. Das ist schön. Die Deutschen reden normalerweise kein englisch, schon gar nicht in Deutschland. Das wusste ich gar nicht. Wir reden über eine halbe Stunde über alles Mögliche. Unsere Reise, Deutschland, unseren Magirus, ganz viel über Pakistan, und über Indien, Moskau, Hilter, unsere Berufe, den Iran und den Dieselpreis, über Zahedan - wo man aber auch gar nichts unternehmen kann. Nur über das Visum reden wir nicht. Dani und ich sprechen das Thema auch nicht an. Er macht es spannend und ich bin froh über meine saubere Hose und daß ich die schwarzen Lederhalbschuhe mitgenommen habe.
Dann erzählt von einem Paar daß vor ca. zwei Monaten wie wir mit einem Truck aus Deutschland da war. Auch ohne Visum und er hat Ihnen geholfen damals. In unserem Fall wird er auch seine Leute anweisen uns ein Visum auszustellen. Denn wir sind ja jetzt hier und wieder zurück zu fahren, das wäre ganz schön hart für uns. Genau.
Wir bekommen zwei Visa Anträge und morgen um 9h sollen wir wieder am Konsulat sein. Wir bedanken uns und wollen gehen, ich steh schon mal auf. Da schaut der Konsul uns mit großen Augen an. "Ihr wollt schon gehen? Warum das denn?"
Naja, wir wollen ja seine Zeit nicht in Anspruch nehmen (ich setze mich schnell wieder hin). Zeit, ist das was er hier massenhaft totschlagen muß. Er ist seit 1,5 Jahren hier und muß noch 1,5 Jahre in Zahedan bleiben. Hier gibt es absolut nichts zu tun. Gerne bleiben wir noch eine Weile. Wir schauen gemeinsam DW (Deutsche Welle TV). Der Pfleger von Knut (Eisbär) ist gestorben. Nach 2,5h werden zunehmend Akten zum unterschreiben in sein Büro gebracht, und wir haben das Gefühl, jetzt ist der Zeitpunkt um zu gehen.
Auf dem ITTIC Hotelparkplatz feiern wir unsere Pakistan Visa, die wir Morgen, hoffendlich bekommen werden.


**Stan Länder: Traveller Jargon für Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan,
 Kasachstan, Tadschikistan. (man kann auch Zentralasien sagen)
***Higgins: Der Verwalter des Anwesens von Robin Masters in der TV Show Magnum.

05.10.2008

Zehn Minuten vor dem Wecker sind wir wach. Um 8:45 stehe ich an der Rezeption und bezahle. Unsere Pässe werden aber nicht raus gerückt. Die Frau an der Rezeption ruft die Polizei um uns eine Eskorte zur Botschaft zu besorgen, denn es sei alleine zu gefährlich. So ein Schwachsinn, es ist nur fünf Strassen weiter und gestern sind wir ganz alleine in der Stadt umher gefahren.
Pünktlich um 9h stehen wir trotzdem mit ausgefüllten Visa Anträgen im pakistanischen Konsulat. Es herrscht viel Betrieb. Ein junger Mann führt uns zum Visa Schalter, nimmt uns die Pässe weg und drängelt sich an Allen vorbei und unsere Pässe und Anträge verschwinden in der Menge. Wir werden wieder in den Gast- oder Warteraum geführt. Hier darf nicht Jeder rein. Die Beluchen stehen draußen in der Sonne oder unter dem Blechdach. Nach einer Weile kommt Higgins von der Botschaft, mit den Zahlungsinformationen. Es kostet 240.000 Rial und er will mein Geld sehen. Ich zähle das Geld und es sind 240.500 Rial. So ein Glück, wir brauchen gar kein Geld mehr tauschen. Ich soll zur Melli Bank laufen. Fahren geht nicht, da gibt es keinen Parkplatz. Dann findet sich ein Mann der sowieso dort hin muß und ich soll ihm das Geld geben. Treudoof gebe ich das Geld dem Fremden und frage hinterher ob der Mann vertrauenswürdig ist. Er ist. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Mann wieder da. Backschisch wird nicht verlangt. Noch während ich im Warteraum
überlege, wohin ich jetzt mit den Einzahlungsbelegen (die ich nicht lesen Kann) gehe, steht Higgins wieder im Raum, nimmt die Belege und meint "Your Visa is in Progress."  Es klappt alles wie am Schnürchen. Wir bekommen ein 7 Tage Transit Visum (super). Leider nur Single Entry (schade)
Am selben Morgen trifft ein Portugiese im Konsulat ein, mit dem Higgins das Vorgespräch zur Visaerteilung führt. Es sind genau die selben Fragen, der Portugiese gibt die gleichen Antworten wie wir Gestern. Der Portugiese wird aber abgewiesen. Er soll sich ein Flugzeug nehmen oder mit dem Schiff nach Dubai fahren.
Die Regeln sind klar. Es werden keine Visa erteilt. Außer in Ausnahmefällen.
Nach einer halben Stunde kommt Higgins mit unseren Pässen. Wir folgen ihm zum Konsul. Higgins legt unsere Pässe auf
des Konsuls Schreibtisch. Die Ehre uns die Pässe zu überreichen gebührt also dem Chef persönlich. Eine Stunde sitzen wir beim Konsul, unterhalten uns, trinken Tee und schauen Aljazeera News. Dann verabschieden wir uns mit dem Versprechen per mail in Kontakt zu bleiben. Für Notfälle haben wir ja seine Visitenkarte mit Mobilnummer. Gute Fahrt.
Wir denken wir haben großes Glück gehabt.
Erst mal fahren wir ohne Begleitung los. Vielleicht klappt es ja auch ohne. Bis zur Grenze sind es 65km. Unterwegs baue ich mit dem Spaten eine Entsorgungsstation in den Sand. Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen. Die ersten zwei Militärposten passieren wir ohne Problem. Am dritten nimmt man uns wieder die Pässe ab (wie ich das inzwischen hasse...) und wir kriegen einen Soldaten als Begleitschutz mit ins Auto gesetzt. Der Soldat ist unbewaffnet - wie lächerlich.
Kurz vor der Grenze wird der Soldat ausgewechselt und uns läuft die Zeit weg. Um 15h wird die Grenze zu gemacht. Wir sollten uns mal beeilen. Die alte Eskorte trampt zurück, die neue Eskorte hat unsere Pässe. An der Grenze werden unsere Passdaten in ein Buch eingetragen, dann in noch ein Anderes. Jetzt haben wir die Pässe wieder und wir sollen zum Zollgebäude. Es ist kurz vor Feierabend und wir sind die einzigen Gäste. Ein Zollkontrolleur vergleicht Chassis und Motornummer mit dem Carnet. (an der Stelle wo er guckt, kann man sie gar nicht ablesen) Er inspiziert den Innenraum vom Magirus und wir machen smalltalk. Wie haben keine Zeitungen dabei, er hätte gerne welche gehabt. Er entdeckt eine Packung Vollkornbrot. "I want to have this. Is this a problem?"  "No.This is no Problem." So ein korruptes Schwein, denke ich. So ein schnöseliger Europäer, denkt er warscheinlich. Die Zöllner lassen sich ganz offen schmieren. Meist kleine Beträge, die aber ganz offen auf dem Tisch landen und dann in der Hosentasche verschwinden. Dani und ich geben nie etwas. Soll er am Vollkornbrot ersticken.
Noch den Ausreisestempel für den Pass abholen und wir fahren durch das Tor auf die pakistanische Seite. Noch vor 26 Stunde hätten wir das nicht zu träumen gewagt.

Auf pakistanischer Seite könnte man denken: Sie haben vergessen die Grenzstation zu bauen. Wo sind die Gebäude von Polizei und Zoll? Dafür steht ein Dutzend Männer vor und um den Magirus und reden auf uns ein. Steig nicht aus! Sag ich zu Dani. Die sind doch nie von einer Behörde. Die haben doch gar keine Uniform an. Drei von Denen rufen "Money Change?" Zum Zollbebäude will ich fahren, bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Ganz großes Geschrei "Don't drive!" Dann kommt ein Älterer mit Baseballkappe und Customs Aufnäher. Vielleicht doch ein Offizieller? Am Ende landen wir im Immigration Office und alles wird gut. Beim Zoll ist man schon ungeduldig weil es mittlerweile 15:30 ist. Man hat extra auf uns gewartet, das ist nett. Die Daten werden aber nur in ein großes Buch eingetragen. Dann fahren wir weiter mit dem Älteren zum Customs House. Da sitzen wir erst einmal lange nur so rum. Auf einer uralten Couch, die so kaputt und durchgesessen ist, daß sie aus jedem Jugendzentrum raus fliegen würde. Die Raum ist unglaublich dreckig. Daß noch nie Jemand auf die Idee gekommen ist "Leute, heute müssen mal die Fenster geputzt werden." In einer Ecke liegen Akten mit Kordel zusammen geschnürt und Autoreifen beschwert. Die Fensterrahmen wurden mal gestrichen. Die blaue Farbe ist überall am Fenster verkleckert. Es ist nicht ungemütlich und auch nicht eklig, aber verwunderlich. Jeder Ausländer, der mit dem eigenem Fahrzeug nach Pakistan reist,  muß hier durch und das ist doch der erste Eindruck. Andererseits bekommen wir Tee und Wasser angeboten, sollen in Guesthouse übernachten, statt im LKW, wir dürfen im Wohnzimmer vom Chef fernsehen (Knight Rider auf französisch) und bekommen später Hühnchen und Fladenbrot vom bengalischen Küchenpersonal ans Auto gebracht.
Genau das zählt natürlich auch zur Visitenkarte eines Landes. Es ist halt anders als bei uns und genau das wollten wir ja sehen.

Der Chef wirkt unheimlich mürrisch und verschlafen. In der Tat hat er bis eben ein Nickerchen gemacht und bestellt erst mal Tee. Er beginnt eine Unterhaltung mit uns und es klingt wie ein Verhör. Im Laufe der Zeit, in der er unser Carnet bearbeitet, wird er aber wacher und auch freundlicher. Dani holt die Landkarte von Pakistan aus dem Auto und er zeigt uns wo wir Morgen Pause machen sollen und wo wir ohne Stopp durchfahren sollen. Bis Quetta sollen wir nur einmal anhalten um Pause zu machen. In einem Zollhof natürlich. Da ist es sicher. Tatsächlich habe ich noch nie gehört daß eine Zollstation in die Luft gejagt wurde. Meist Polizeistationen. In Beluchistan gibt es sichere und unsichere Orte. Punjab und Sindh sind total sicher. In die Nordwestprovinzen soll man gar nicht fahren. Haben wir auch nicht vor.

Sieben Tage haben wir um durch Pakistan zu kommen. Die kürzeste Route beträgt 1600 Kilometer. Das sollte zu schaffen sein.



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