Teil 22 Islamabad - KKH -
Islamabad

  REISEBERICHT  2008/09  Pakistan  

01.04.2009
Nachdem wir den Update erstellt und hoch geladen haben, kratze ich noch den Matsch von der indischen Grenze aus den Radkästen. Dadurch wird der Wagen sicher hundert Kilo leichter.
Aus zwei Edelstahl Scheuerschwämmen baue ich einen Filter für die Bremsanlage. Der Originalfilter ging
nach der Reinigung in Amritsar mit einem lauten Peng verloren.
Pausen in unserer Tätigkeit werden auf elegante Art durch Gespräche mit Vinny
ausgefüllt. Von Rudi Dutschke bis Dalai Lama, ob wir wollen oder nicht.
Am Nachmittag kommen noch drei Fahrradfahrer aus Frankreich und Holland auf dem Ausländercampingplatz an. Die drei kennen wir schon aus dem Guesthouse in Lahore. Wir unterhalten uns kurz über die Sicherheitslage in Pakistan und es geht den Fahrradfahrern wie uns. Die Pakistanis sind sehr freundlich und wir fühlen uns völlig sicher im Land. Von Terroranschlägen bekommt man nicht's mit. Selbst von dem Angriff auf die Polizeischule in Lahore, haben wir nicht's gemerkt. Obwohl wir selbst durch die Stadt gefahren sind. Kein Hubschrauber, kein Krankenwagen, keine Polizeisperren, einfach nicht's.
Als wirklich gefährlich empfinden die Fahrradfahrer den Strassenverkehr. Das können wir gut nachvollziehen. Keinesfalls möchten wir den Deutz gegen ein Mountainbike eintauschen.

02.04.2009
Bevor wir Islamabad verlassen wollen wir uns noch zwei Dinge anschauen. Wenige hundert Meter entfernt liegt das Pakistan Monument. Erst 2007 vom damaligen Präsidenten General Musharraf eingeweiht, sieht es top gepflegt aus, wie aus dem Ei gepellt. Das dazu gehörige Museum ist geschlossen. Vermutlich muß bei jedem neuen Präsidenten die Geschichte Pakistans leicht umgeschrieben werden.
Was uns noch interressiert, ist die Shah Faisal Moschee, das Wahrzeichen der Stadt.
Sie gilt als eine der größten und modernsten Moscheen der Welt und wurde vom saudischen König Faisal gespendet. In der islamischen Welt wird die Moschee kritisiert weil die typische Kuppel fehle. Wir betrachten das Bauwerk nur aus der Entfernung, sicher ist sicher.
Danach machen wir uns auf den Weg nach Murree, einer ehemalige Hillstation der Briten. Heute Wohnsitz der Wohlhabenden aus Islamabad. Eine vierspurige Strasse führt hoch in die Berge, wir sind wieder beeindruckt. Da wo die Strasse noch nicht fertig ist, hat der Regen die Baustelle in ein Matschloch verwandelt. Wir rutschen hin und her, denn die abgefahrenen Hinterreifen vollbringen keine Wunder mehr. So daß ich die Sperren einschalte, obwohl normale PKW auch durch den Matsch kommen.
Hinter Murree wollen wir über Muzaffarabad auf den Karakorum Highway (KKH) gelangen. Die Stassenführung geht dummerweise über das Gebiet der Provinz Kashmir, und dafür bräuchte man eine Sondergenehmigung. Also drehen wir am Polizeiposten um und fahren zurück nach Murree. Von hier geht eine kleine (weiße*) Strasse rüber nach Abbottabad am KKH.
Weil es langsam dunkel wird, bleiben wir in Murree. An einem der vielen Hotels fragen wir nach einem Parkplatz für die Nacht. Entweder verlangen sie zu viel für den Parkplatz oder wollen uns nur parken lassen, wenn wir ein Zimmer mieten. Ein Hotelmanager schlägt vor, wir können doch auf der Strasse vor seinem Hotel parken und der (geringe) Durchgangsverkehr geht dann über seinen Hotelparkplatz. Das scheint uns vernünftig und wir nehmen das Angebot an. Als das Wasser für die Nudel schon fast kocht hat er es sich anders überlegt. Der parkende Lastwagen vor dem Hotel stellt ein Sicherheitsrisiko dar, auf daß er sich nicht einlassen könne. Wir sollen weiter fahren, in 100 Metern kommt ein Campingplatz...
Natürlich kommt kein Campingplatz und nach 1000 Metern parken wir den Magirus an einer Art Rastbucht (Platz zum parken, Bänke, Brunnen, Kiosk).
Wir essen die Spaghetti mit Tomatensauce und verbringen eine ruhige, kühle Nacht.

*weiß: Sonstige Strasse; gelb: Nebenstrasse; rot: Fernstrasse

03.04.2009
Von Murree fahren wir über die weiße Strasse, die aber deutlich besser ist als erwartet, über einen 2500 Meter hohen Pass nach Abbottabad. Über 2000m rußt der Motor schon recht stark, wie soll das erst später bei 3000 - 4000 Metern werden? Die pakistanischen Lastwagen geben aber noch viel mehr schwarzen Qualm ab. Der Magirus liegt also im Trend.
In Abbotabad haben wir ein merkwürdiges Erlebnis. Der Verkehr ist recht stark und quirlig. [Wie alle großen LKW und Busse fahre ich auf der rechten Seite der pseudo- vierspurigen Strasse. Die linke Fahrbahn ist eine Art Multifunktionsstreifen, nur auf dem rechten Fahrstreifen kommt man vernünftig durch das Chaos. Ausserdem kann ich dann nicht von rechts überholt werden, weil dort der Mittelstreifen ist. Überholt werde ich nur von links und das kann ich im Spiegel besser sehen als auf der rechten Seite.] Man kommt also nur langsam durch die Stadt. Ausser ein japanischer Mittelklasse PKW, mit Spoilern und Aufklebern zum Rennwagen aufgerüstet. Er überholt links, schneidet uns und bremst vor uns, zeigt seine Faust aus dem Fenster. An der nächsten Kreuzung schaut er böse nach hinten aus dem Fenster. So ein Blödmann, mit seiner Baseballkappe. Zur deeskalation schenke ich ihm einen ausdruckslosen Blick. Unser Weltbild vom freundlichen Pakistani beginnt zu bröckeln. Wir verlieren ihn dann aus den Augen doch plötzlich kommt er wieder von hinten, stellt sich neben uns und - entschuldigt sich! "Sorry, I'm so sorry for that."
Mit dem gleichen ausdruckslosen Gesicht nehme ich die Entschuldigung an. Aber was hat ihn bloss geritten?
Ab Mansehra wird der Verkehr deutlich weniger, die Strasse dafür auch schlechter. Bis Gilgit, die nächste große Stradt sind es noch 442km, sagt der Kilometerstein.
Wir fahren gefühlte 50km und der nächste Stein meldet '438km bis Gilgit'. Oh, es geht langsam vorran. Es wird dauern, bis wir an der chinesischen Grenze ankommen.
Darum zählen wir schon mal die Tage, bis unser Visum abläuft. Zweiundzwanzig Tage noch. Zur Not kann man das Visum aber auch verlängern lassen.
Der Zustand der Strasse ist grottenschlecht. Es wird gebaut, aber das macht es eher noch schlechter. Der Regen füllt die Schlaglöcher mit braunem Wasser und verwandelt den Rest in Matsche. Die Teerdecke, falls vorhanden, ist vor Dreck ganz schmierig. Die Landschaft ist jetzt schon schön. Leider scheint die Sonne nicht und dafür gibt es Punktabzug auf der Spektakularitätsskala. Ausserdem sind wir vielleicht zwei Wochen zu früh dran, denn die Vegetation ist noch nicht am blühen.
Los jetzt, blühen! Unser Visum läuft ab!
Im Norden Pakistans gibt es PTDC Hotels an denen man günstig stehen kann. Das PTDC in Besham erreichen wir pünktlich beim dunkel werden. Perfekt. Wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten. Wegen dem Preis müssen sie erst telefonieren und sagen uns später bescheid. Wir sind mal gespannt, haben aber für heute ohnehin keine Alternative.

04.04.2009
Zweihundert Rupien kostet das parken - etwa zwei Euro. Es ist herrliches Wetter und wir frühstücken im Restaurant des Hotel's. Wir bestellen Rührei (scrambled eggs). Der Kellner geht mit unserer Bestellung nicht in die Küche, sondern an einen anderen Tisch und unterhält sich. Hallo, so kommt unsere Bestellung nie an!
Nach einer Weile kommt der Kellner mit einem Kollegen. Sie haben ein Problem mit der Bestellung. 'Scrambled eggs' sei nicht verfügbar - ob ein Omlette auch OK wäre. Klar ist das OK.
Noch 320km bis Gilgit. Magirus fahren macht richtig Spaß bei dem Wetter. Allerdings sind die Strasse so schlecht, daß es uns bald die Laune verdirbt. Das ständige bremsen- beschleunigen- ausweichen- kostet Konzentration, die man eigentlich bräuchte, um die Landschaft zu betrachten. Wir sind wieder runter auf ca 1000m Höhe und folgen dem Flußlauf des Indus. Die Strasse ist in den Berg gehauen, im Tal oder am Fluss wäre dafür kein Platz. Auf Terassen wird Weizen angebaut, jeder Quadratmeter wird genutzt.
Dann kommt eine Verladestation für Baumstämme und ab hier wird die Strasse etwas besser. Nach Stunden des Auto fahrens komme ich zum ersten mal in den sechten Gang. Wir kommen unglaublich langsam vorwärts. Am Abend sind es noch 170km bis Gilgit. An einer kleinen Tankstellen möchten wir übernachten, denn es wird um 18:30 Dunkel. Ende der Fahrt. Nach 10 Minuten kommt ein Polizist und offenbart uns, der Platz hier ist 'unsafe' - unsicher.
Wir sollen bei der Polizeistation übernachten. Das ist das Problem in Pakistan. Man darf nicht einfach irgendwo sein, das geht nicht. Übernachten am besten auf einem umzäunten oder ummauerten Gelände. Sonst gibt es keine Ruhe.
Wir folgen also dem Polizisten im ersten Gang die hundert Meter bis zur Polizeistation und stellen uns in den Hof. Dort versuchen sie uns noch zur Weiterfahrt bis Chilas zu überreden. Aber ohne Erfolg. Im Dunkeln haben wir Angst zu fahren erkläre ich. "Und wenn wir Euch eine Eskorte mitgeben?" Selbst dann, versichere ich. Ausserdem verpassen wir dann die wundervolle Landschaft in Pakistan. Wir dürfen bleiben, aber nur eine Nacht.

05.04.2009
Noch 170km bis Gilgit. Das muß doch zu schaffen sein. Die Fahrt geht weiter durch das Tal des Indus, oder eines seiner Zuläufe. Das ändert sich manchmal. Dem Gefälle des Flusses entsprechend gewinnen wir nur langsam an Höhe.
Die Landschaft ist beeindruckend aber auch etwas deprimierend, weil karg und öde. Es gibt große Sandfelder und Dünen, die wir hier nicht erwartet hätten. Dani und ich finden die Schalglochpiste nicht so faszinierend. So ist unser Urteil durchwachsen. Um das Gehumpel über die defekte Strasse, oder die Baustellen auszugleichen müßte sich die Landschaft mehr anstrengen. Oder wenigstens das Wetter.
Die hohen schneebedeckten Zipfel der Berge sind oft hinter Wolken verborgen. Wir sehen den Nanga Parbat - Schicksalsberg der Deutschen. Neben dem Highway ist extra ein Schild montiert, mit dem Hinweis: 'Killer Moutain' Man kann geschliffene Steine als Souveniers kaufen.
Bequem erreichen wir heute um 16:00 Gilgit, die Provinzhauptstadt der 'Northern Areas'. Im Garten des PTDC Hotels können wir für 100 Rs stehen. (ein Versehen, ab 2009 kostet Camping im PTDC 200 Rs)
Es ist kühl, wir trinken aber noch einen Tee im Garten und kurz nach 18:00 ziehen wir uns in den Deutz zurück. Aus Mangel an Entertainment beginnen wir nochmal mit der siebten Staffel der Gilmore Girls.

06.04.2009
Weiter geht's auf dem KKH immer gen Norden. Der Verkehr ist relativ gering. Die pakistanischen LKW sind so gnadenlos überladen, daß sie oft nur mit 5 oder 10 km/h unterwegs sind. So sind wir zwar der 'Schnellste Lastwagen auf dem KKH' aber die Schlaglöcher zwingen uns immer wieder bis zum Stillstand runter zu bremsen.
Die Etappe heute geht nur bis Aliabad. Hier gibt es einen schönen Campingplatz. Wir sind die einzigsten Gäste. Und auch die ersten Gäste in 2009. Der freundliche Besitzer fragt uns, ob noch andere Touristen hierher unterwegs sind. Wir müssen ihn leider enttäuschen. Früher war auf dem Camping viel los, was wir im Gästebuch nachlesen können. Aber zur Zeit ist die Lage in Pakistan so, daß die Touristen weg bleiben.
Vom Campingplatz aus hat man einen wundervollen Blick auf die Nebelbank, die den 7788m hohen Rakaposhi umgibt. Die anderen Touristen im Gästebuch waren jedenfalls von dem Ausblick auf die Berge begeistert.

07.04.2009
In der Nacht hat es leicht geregent. Wir überlegen ob wir einfach besseres Wetter abwarten, aber der Chef vom Camping antwortet auf unsere Frage nach den Wetteraussichten nur ' Inschallah' - so Gott will. Das heisst also er weiß es nicht, oder er will nicht sagen dass das Wetter schlecht bleibt - wer weiß. Also fahren wir weiter, auf dem Rückweg kommen wir ja wieder hier vorbei, dann ist das Wetter vielleicht besser.
Von Aliabad auf 2200m wollen wir nach Sost, das liegt auf 2700m. Von da sind es immer noch 100km bis zum Pass. Auf den Weg gibt es viele Baustellen mit chinesischen Bauarbeitern. Wir befinden uns im Jahr 2 des vierjähren 'KKHighway Improvement Program'. Die Chinesen bauen die Strasse weiter aus, oder retten sie vor dem Verfall, wie man will. Am 1. Mai wird die Strasse wieder für den LKW Verkehr geöffnet und bis dahin müssen die Baustellen verschwunden sein. Pech für uns: Erstens müssen wir uns durch die Baustellen quälen, und zweiten ist der Pass vielleicht noch gar nicht offen.
In Sost gibt es absolut nichts was irgendwie sehenswert wäre. Sogar das PTDC Hotel hat geschlossen. So beschließen wir weiter zu fahren. Fünfzig Kilometer vor der Passhöhe sind wir am Eingang des 'Khunjerab Nationalpark's' angelangt. Am Hauptquartier der Parkaufsicht dürfen wir übernachten und Morgen die restliche Strecke hoch fahren. Die Strasse soll angeblich frei sein.

08.04.2009
In der Nacht hat es etwas geschneit. Der Magirus hat eine leichte Schneemütze und die Berge sind mit Puderschnee bedeckt. Die Strasse ist aber frei - zumindest hier unten auf 3400 Metern. Wir haben leichte Kopfschmerzen und in der Nacht sind wir beim umdrehen im Bett immer wieder ganz ausser Atem. Die Höhe sind wir einfach nicht gewohnt.
Die 'Parkranger' meinen, dass die Strasse ist frei und wir sollten jetzt hoch fahren, denn bis 16:00 sollen wir aus dem Park wieder zurück sein. Wir bezahlen 4 Dollar pro Person Eintritt und dürfen durch die Schranke fahren. Nach 100m kommt die nächste Schranke: Polizei. Wieder müssen wir uns in ein Buch eintragen. Und einen Soldaten zu unserer Sicherheit wollen sie uns mitgeben. "Kein Problem, in welchem Auto fährt er denn?" "Wir haben kein Auto, er fährt bei Euch mit." "Nein, wir haben nur Platz für zwei Personen." Und während ich uns ins Buch eintrage meint Einer, er würde gerne unsere Pässe einbehalten, solange wir oben sind. "Nein, unsere Pässe bleiben immer bei uns." erkläre ich. Schnell steigen wir wieder in den Deutz, bevor ihnen noch was einfällt. Etwa unsere ASU muß neu gemacht werden oder sie brauchen noch eine Urinprobe von uns. Die Schranke öffnet sich und wir dürfen fahren, aber die letzten 9 Kilometer zur Passhöhe sind zugeschneit - da können wir nicht hoch.
Auch wenn es jetzt auf 4000m zugeht, hat man nicht das Gefühl wirklich hoch zu sein. Um uns sind zwar hohe Berge, aber die Strasse führt immer im Tal entlang. Wir sind immer 'unten'. Fünfzehn Kilometer vor dem Khunjerab Pass liegt vereinzelnd Schnee auf der Strasse und auf den letzten zehn Kilometern ist die Schnee- und Eisdecke komplett geschlossen. Mit eingeschalteter Verteilergetriebe- und Differential Sperre kommen wir ganz gut den Berg rauf.
Trotzdem rutschen wir zwei mal vom Weg. Zum einen kann man die Fahrspur kaum erkennen weil alles weiß ist und der Schnee trotz bewölktem Himmel blendet. Zum anderen entwickelt die Vorderachse ein Eigenlenkverhalten, dass dem Wagen formlich in den Graben zieht. Wir kommen aber rückwärts wieder aus dem Schnee raus.
Oben, auf der Passhöhe steht das letzte pakistanische Polizeihäuschen. Dahinter kommt noch der eine und andere Gedenkstein zugunsten der Pakistanisch- Chinesischen Freundschaft und der Grenzzaun. Die Chinesen bauen einen neuen, höheren Aussichtsturm. Sonst ist es trostlos und kalt.
Fünf Minuten lang machen wir Foto's, unterhalten uns mit den Polizisten und fahren dann wieder bergab. Ein Wahnsinn, dafür 1800km zu fahren.

Recht schnell sind wir wieder unten am Parkeingang und weil es erst 15:00 Uhr ist, wollen wir weiter nach Aliabad. Die Kälte und die Höhe tuen uns nicht gut. Die dünne Luft raubt uns den Sauerstoff und wir sind am japsen. Viel schlimmer ist aber der geringe Luftdruck. Über 80% unserer Chipstüten sind aufgeplatzt. Echte Alpinisten hätten sicher spezielle Bergsteiger-Chips an Bord gehabt, wir leider nicht.
Erst um 19:00 sind wir wieder auf dem Campingplatz in Aliabad. Das fahren in der Dunkelheit ist blöd, weil man nicht so viel von den Schlaglöchern sieht. Eines Tages muss ich den Scheinwerfer mal wieder richtig einstellen...

09.04.2009
Es gibt Rührei mit Käse zum Frühstück. Um die 12 Eier zu verbrauchen, die wir gestern Abend eingekauft haben. Hier, wo es so kühl ist, kaufen wir auch mal Eier. Bei wärmeren Wetter, wo die Eier den ganzen Tag in der Sonne auf Kunden warten, verzichten wir lieber.
Die Mandelbäume blühen, das ist ganz schön. Trotzdem sind wir einen Monat zu früh.
Mit ein bisschen Sonnenschein sieht alles viel schöner aus und wir lassen uns Zeit bei der Abfahrt nach Gilgit. Es sind nur 80km - das ist locker an einem Tag zu schaffen. Doch gegen 13:00 ist der KKH blockiert, weil eine Sprenung stattgefunden hat. Gilgit ist immer so schwer zu erreichen, meine Güte.
Auf beiden Seiten der Sprengstelle staut sich der Verkehr. Mit einem Bagger wird die Stelle von Felsbrocken befreit. Das soll bis zum späten Nachmittag dauern. Einige Geländewagen haben sich in den Sand des Flussbettes gestellt und wir gesellen uns dazu. Vom Fahrerhaus aus beobachten wir die Aufräumarbeiten und sehen sogar eine weitere Sprengung. Buuummm! Das ist besser als auf N24!
Wir haben Zeit. Unser Restaurant und unsere Hotelbetten sind hinten auf den LKW- Rahmen geschraubt. Zur Not bleiben wir hier.
Um 17:00 ist die Strasse wieder frei. Unter idealen Bedingungen wären wir jetzt in drei Stunden im PTDC in Gilgit. Aber jetzt wollen hunderte von Auto's gleichzeitig auf der zum Teil einspurigen Strasse bergauf und bergab.
Wir mögen unser Flussbett und bleiben einfach heute Nacht hier stehen.

10.04.2009
Noch 55km bis Gilgit. Das muß doch zu schaffen sein. Die Fahrt geht weiter durch das Tal des Indus, oder eines seiner Zuläufe.
In Gilgit wollen wir unsere Visa verlängern lassen, denn wir müssten bis 25.04.09 ausreisen und das wird uns zu knapp. Wer will sich schon ein Problem mit 'Visa overstay' einhandeln. Wir müssen bis 12:30 in Gilgit sein, weil dann die Passtelle zu macht, denn heute ist Freitag. Um 11:00 sind wir da. Für die Anträge müssen wir wieder Kopien unsere Pässe machen. Das ist schlecht, weil es in der gesamten Provinzhauptstadt keinen Strom gibt. Es gibt nur am Morgen und am Abend je vier Stunden Strom. Den Rest des Tages wird das Wasser im Staubecken für das Kraftwerk gesammelt. Mit dem Deutz fahren wir in das Zentrum der Stadt. Der Bazaar hat einen Generator und dort funktionieren auch Kopierer. Kurz vor Schluß geben wir die Anträge im Passamt ab. Morgen können wir unsere Pässe wieder abholen.
Wieder stehen wir im Garten des PTDC Hotel. Am Nachmittag wollen wir ins Internet, aber auch das geht in Gilgit nicht ohne Strom. Es gibt aber etwas ausserhalb eine Siedlung die auch tagsüber Strom hat. Mit dem Taxi lassen wir uns dort hin fahren,
brauchen aber über eine Stunde um unsere mails zu lesen. Das Netz ist seeehr langsam.
Auf dem Rückweg zum Hotel laufen wir durch eine Strasse mit verschiedenen Geschäften. Bei einer Werkstatt für Motorräder und Generatoren werden wir vom Besitzer angesprochen. Das übliche woher und wohin. Dummerweise verraten wir unsere Berufe, Techniker im Krankenhaus und Krankenschwester - ein Fehler.
Der Besitzer hat ein hyperaktives Kind mit dem er nicht klar kommt, und das er uns vorführt. Er möchte von uns gerne wissen, was wir davon halten. Was weiß denn ich? "Wenn das Kind älter wird, geht das bestimmt vorbei und sie sollten sich intensiv mit dem Jungen beschäftigen." Und: "
Er ist bestimmt hochbegabt und nur unterfordert." Der Vater bedankt sich bei uns für diese Einschätzung.
Als wir den Laden verlassen tritt der Junge mit dem Fuß nach mir. Sonst war er aber ganz nett.

11.04.2009
Heute früh können wir unsere Pässe mit der Verlängerung abholen. Mit den Klapprädern machen wir uns auf den Weg zum Büro. Wir wählen aber eine andere Route um nicht an der Werkstatt für Motorräder und Generatoren vorbei zu kommen.
Unsere Visa für Pakistan sind jetzt wieder auf 30 Tage verlängert, wir dürfen also bis 10.05 im Land bleiben. Das sollte reichen um noch genug Zeit für Rawalpindi zu haben.
Den Rest des Tages verbringen wir im Garten des Hotels mit Hausarbeit. Seit gestern quitscht die Lenkung vom Magirus und ich suche die Ursache dafür. Wo ich schon mal dreckig bin, reinige ich noch die Staukästen, behebe den Unfallschaden am rechten Kotflügel und befestige eine der Alu- Eckleisten. Dani putz den Innenraum, spült und räumt die Lebensmittelkisten neu ein. Fast ein normaler Arbeits- Samstag. Nur meine Eltern sind um 16 Uhr nicht mit Kuchen aufgetaucht. Sonst wäre es wie Zuhause gewesen.

12.04.2009
Zwischen Gilgit und Besham soll noch ein PTDC Hotel sein. Das versuchen wir heute zu erreichen. Auf einem kurzen Bergauf-Stück fehlt plötzlich Motorleistung und ich denke sofort an einen verstopften Dieselfilter. Doch dann hört man das 'Plapp, Plapp, Plapp!' eines platten Reifens. Mist. Die spitzen Steine des KKH haben einen der Hinterreifen auf dem Gewissen. Reifenwechsel ist schwere Arbeit und ich rechne mit mindestens einer Stunde, die wir brauchen werden.
Mit dem Kran holen wir das Ersatzrad von der Halterung. Die Felge passt aber nicht auf die Hinterachse, weil das Loch für das Gehäuse des Planetengetriebe zu klein ist. Die Ersatzfelge ist aus russischer Produktion und hat beim Merkur einwandfrei gepasst. Beim 168M11 muß die Russenfelge auf der Vorderachse montiert werden und das vordere Rad kommt auf die Hinterachse. Bis das platte Rad und das Werkzeug verstaut sind und wir wieder sauber aussehen sind fast 2,5 Stunden vergangen. Erstaunlich, uns ist das gar nicht so lange vorgekommen.
Würden wir von jedem Pakistani, der den Reifenwechsel bestaunt hat 10 Rupien kassieren, wäre unser Abendessen gesichert.
Natürlich erreichen wir unser Ziel heute wieder nicht und übernachten an dem Polizeiposten zur 'North West Frontier Province'. Die 'Northern Areas' liegen jetzt hinter uns.

13.04.2009
Einer der Polizisten kennt uns noch von der Hochfahrt und er meint wir müssen Telefonnummern austauschen. Hm. "Wann kommt ihr denn wieder?" "Das kann noch einige Jahre dauern." "Oh, Schade!"
Weiter geht die Fahrt bergab, immer am Hang entlang. Ab den Verladestellen für Baumstämm wird die Strasse wieder deutlich schlechter. Der verfluchte Highway ist so schlecht, daß das fahren einfach keinen Spaß macht. Man kann die Landschaft gar nicht geniessen, wenn man immer auf die Strasse schauen muß. Das ist schade, denn die Vegetation ist in den letzten Tagen ein gutes Stück voran gekommen. Die Sonne scheint und die Landschaft wird langsam grün.
Der Gegenverkehr nimmt darauf aber auch keine Rücksicht. Oft ist es sehr knapp bei entgegenkommenden LKW's. Bei einer Stelle fährt der gegnerische LKW etwas auf die Böschung und neigt sich deshalb auf unsere Seite. Unter der Plane steht ein Teil  der Ladung hervor und das zerbricht uns die Plastikscheibe des Küchenfenster's. 'Selber Schuld' ist mein erster Gedanke. An der Stelle hätte ich eben nicht halten dürfen. Jeden Tag geht irgendwas kaputt auf der Piste.
Schon um 15:30 sind wir am Hotel in Besham. Das ist gut. Wir kippen das Fahrerhaus um das Schaltgestäge zu schmieren, das anfängt zu quitschen. Die gebrochene Fensterscheibe klebe ich mit Textilklebeband und ein durchgescheuertes Kabel an der Handkurbel des Reserverades flicke ich auch. Dani und ich machen Listen für Rawalpindi und Esfahan (Iran).
In Rawalpindi sind die Workshops für die pakistanischen LKW's, und in Esfahan soll ein ganzes Viertel mit PKW und LKW Werkstätten sein. Da sind wir mal gespannt...

14.04.2009
Noch über 200km bis Islamabad. Das ist nach unserer Erfahrung unmöglich an einem Tag zu schaffen. Doch der Zustand der Strasse wird ab Mansehra ganz gut. Der Fahrbahnbelag ist jetzt so super glatt, daß man sogar eine Unwucht an der Vorderachse spüren kann.
Überraschenderweise kommen wir gut vowärts und sind am späten Nachmittag wieder auf dem Campingplatz in Islamabad. Vinny ist noch da, morgen bekommt er sein Visum - Inschallah. Die Gruppe der Fahrradfahrer aus Holland und Frankreich hat eine kollektive Krankheitsphase hinter sich und startet auch Morgen.
Benny und Debby aus Holland mit dem Unimog 404 sind auf dem Platz und dazu eine ganze Reihe Franzosen mit ihren Fahrzeugen. Das allgegenwärtige Thema ist immer wieder die Beschaffung der nötigen Visa.
Auf dem Campingplatz steht rund um die Uhr ein Soldat mit Stahlhelm und Gewehr Wache um unsere Sicherheit zu garantieren.


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