Teil 19 Jaisalmer bis Delhi

  REISEBERICHT  2008/09  Indien   

19.02.2009
Wo viele Touristen sind, gibt es auch wieder Internet  - das ist gut. Wir bezahlen unseren Stellplatz am Hotel und fahren dann wieder auf den Parkplatz am Fort von Jaisalmer. Als erstes gehe ich zum Haare schneiden und danach laden wir einen weiteren Update auf die Homepage.
Beim Mittagessen auf einer Dachterasse haben wir Blick auf die Festung und die Wüste. Wobei Wüste übertrieben ist. Zu viele Büsche und vor allem zu viele Häuser umlagern die mittelalterliche Festung. Danach besichtigen wir den Stadtpalast, in dem früher der Maharaja von Jaisalmer residierte. Heute wohnt der Mahajara in einem modernerem Palast, der Stadtpalast wurde renoviert und ein Museum errichtet. Die Stadt hat große Probleme mit der Entwässerung. Weil früher vom kostbaren Wasser jeder Tropfen verwendet wurde, gibt es keine Kanalisation.
Heutzutage versickert das Wasser neben den Gebäuden und beschädigt so die Fundamente. Die Bewohner zogen in die bequemeren Vororte, zumal eine unmittelbare Bedrohung duch Feinde nicht mehr gegeben war. So wurde die Festung dem Verfall preisgegeben.
Die Regierung unternimmt große Anstrengungen die Festung zu retten und die Mühe scheint sich zu lohnen. Der Anblick der Anlage ist großartig. Das Museum im Stadtpalast ist lohnenswert. Ein Audioguide erklärt die Geschichte der Stadt und wir bleiben recht lange in dem ehemaligen Palast.
Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg in den 'Desert National Park'. Wir sind hungrig nach Sand. In
Jeep's und Bussen werden Touristen hergefahren, auf Kamele gesetzt und über die Dünen geführt. Tatsächlich sehen wir ein recht großes zusammenhängendes Dünenfeld, links der Strasse. Rechts der Strasse sind ungezählte Stände und Geschäfte. In Camp's können die Touristen die Nacht im Zelt verbringen.
Es ist armselig, wie die Dünen von Kamelspuren zerfurcht sind. Das kennen wir aus der Sahara ganz anders. Für uns hat die Wüste einen anderen Stellenwert. Vor allem weil dort weit und breit nichts ist. Keine Menschen und keine Lichter die Strahlkraft des Sternenhimmels stören. Und vor allem kein Lärm. Wer mal alleine in der Wüste war kann das vielleich verstehen. Wenn der Wind an den Ohren das einze Geräusch ist, das wahrgenommen wird. Es ist fast schon unheimlich, weil man das nicht gewohnt ist.

Wie auch immer, wir haben noch Hoffnung auf etwas Einsamkeit und fahren weiter bis hinter den Ort Sam. Weil es bald dunkel wird, biegen wir links ab und fahren ein Stück durch den Sand. Zack, sehe ich einen Wüstenfuchs, welch ein Glück. Und diesmal gibt es ein Foto!



Täterätä! Da: Foto vom Wüstenfuchs.

Wenn wir hier unsere Ruhe haben, sind wir zufrieden. Von wegen, wir werden gesehen und nach ein paar Minuten ist eine Horde Kinder da. Überall sind Hütten verstreut aber keine Deckung. Wir hätten mehr Zeit zum verstecken gebraucht, jetzt ist es fast dunkel.
Sogar ein LKW Fahrer kommt uns nachgelaufen, er hat uns in den Sand abbiegen sehen und möchte sich den Magirus anschauen. Hm. Er meint hier sei kein guter Platz zum übernachten. Wegen den Kindern [abfälliger Blick zu den Kindern] und der Polizei. Touristen sind hier nicht mehr erlaubt, wegen der Nähe zur pakistanischen Grenze.
'Wir wollen nur unsere Ruhe haben' sage ich ihm. 'Kommt mit, ich zeige euch einen besseren Platz' antwortet er mir. Wir fahren ein paar km zurück und er meint hier können wir ungestört stehen. So stellen wir Deutz hinter eine Düne und in der Tat kommt kein Mensch vorbei. Mit unseren Klappstühlen krabbeln wir auf die Düne. Abwechselnd betrachten wir die beleuchtete Wüste und den schwachen Sternenhimmel von unserm Sandhaufen aus. Naja. Gar nicht schlecht - für Indien.


Deutz hinter der Düne


Deutz in der Düne



20.02.2009
An Jaisalmer vorbei, fahren wir in östlicher Richtung. Jodhpur ist unser nächstes und auch letztes Ziel in Rajasthan. Die Fahrt verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle. Zum Mittag kaufen wir drei kleine Chipstüten, die wir während der Fahrt essen und so sind wir zügig unterwegs. Der geringe Verkehr in der Wüste ist dabei natürlich auch hilfreich.
Es ist recht warm. 70 Kilometer vor Jodhpur stellen wir uns an eine Tankstelle. Wir sind beide ziemlich kaputt von der Fahrt. Die Tankstelle ist aber irgendwie zu nah an der Ortschaft. Kinder kommen vorbei und betteln uns um Geld an. Der Tankwart begrabscht den Magirus und spuckt seinen roten Speichel neben uns in den Sand. Heute sind wir zu nervös für sowas. Wir möchten gerne ignoriert werden.
Vermutlich wird es hier auch nicht besser und statt uns den ganzen Abend zu ärgen fahren wir noch ein Stück weiter. Als es dunkel wird stellen wir den Wagen auf ein offenes Feld, stellen den Motor ab und haben Feierabend.

21.02.2009
Die ruhige Nacht tut uns ganz gut. Am Morgen fahren wir auf der NH 114 nach Jodhpur und es wäre eigentlich ganz einfach zu navigieren. Dann gabelt sich die Strasse und wir verpassen die richtige Richtung. Das stellt sich im Nachhinein aber als gut heraus. Wie durch wundersame Weise kommen wir von hinten an die Festungsanlage Meherangarh, die über der Stadt thront. Viel zu früh um stehen zu bleiben. Ausserdem hat Dani gelesen, das es in Jodhpur ein gutes Kaufhaus für Kleidung gibt. Da wollen wir hin. Wir kämpfen uns durch die Stadt und im Grunde glaube ich selbst nicht mehr, daß wir ans Ziel kommen. Nach ein paar Stunden Suche haben wir das Kaufhaus gefunden und dazu sogar einen Parkplatz vor einem Hotel. Ich ernte großes Lob für meine Geduld.  Aber jetzt fängt die Geduldprobe erst an. Sechs Stockwerke hat das Kaufhaus. Wir finden schöne Hemden für mich und noch viel schönere Sachen für Dani. Es macht uns Spaß einzukaufen. (nachdem wir den ersten Verkäufer ausgetauscht haben - der war total betrunken)
Danach kämpfen wir uns auf der einspurigen Strasse wieder hoch auf die Festung. Der Parkplatz bietet eine großartige Aussicht auf Jodhpur, die Umgebung und die Festung Meherangarh selbst. Neben uns warten geschmückte Kamele auf ihren Einsatz bei einem Volkloreabend in der Feste. Die armen Tiere dürfen sich nicht hinlegen, weil sie sonst den schönen Schmuck einsauen. Mit Faushieben auf den Kopf werden die Kamele bestraft, wenn eines es wagt sich im Sand zu wälzen. Erstaunlich, was die gutmütigen Tiere sich alles gefallen lassen.

22.02.2009
Um Mitternacht werden wir durch Detonationen aus dem Schlaf gerissen. Obwohl wir im Fahrzeug liegen können wir die Druckwellen spüren. Auf dem Parkplatz wird ein Feuerwerk gezündet und der Sprengstoff lässt den ganzen Wagen erzittern.
Zum Glück nur ein Feuerwerk, im ersten Moment dachten wir die Pakistanis greifen die Festung an und wir stehen im Weg.
Nach dem Frühstück packen wir unsere neuen Klamotten in die Staukisten und gehen die Festung besichtigen.  Ab 1459 wurde an der Meherangarh Festung gebaut. Der Sage nach hat ein Eremit, der zuvor den Berg bewohnte, die Stadt und seine Einwohner verflucht. Als Ausgleich musste ein Menschenopfer erbracht werden. Ein Fürst hat sich daraufhin freiwillig, lebendig in das Fundament einmauern lassen. So fängt's schon mal an.
In den folgenden Jahrhunderten wurde die Festung immer wieder angegriffen und vom
Clan der Rajputen ständig ausgebaut und verstärkt. Jodhpur wird auch die 'Blaue Stadt' genannt, wegen der vielen blau gestrichenen Häuser. Ein blaues Haus weist den Bestitzer aus Bramanen aus, die zweithöchste Kaste in Indien. Als Mitte der 1920er Jahre eine Dürre die Region herrschte, beschloss der Maharaja sich einen neue Palast zu bauen, um der Bevölkerung Arbeit zu verschaffen.
[Fast zur gleichen Zeit wurde in Deutschland der Nürburgring gebaut - auch um Arbeitsplätz zu schaffen - aber das ist eine andere Geschichte]
Der Palast ist heute in drei Bereiche aufgeteilt. Den Wohnsitz des heutigen Maharaja von Jodhpur, ein Fünf-Sterne-Hotel und ein Museum. Das Museum kann man besichtigen, lohnt sich aber nicht. Man kommt nur in einen sehr kleinen Teil des Palastes. Die wichtigsten Bereiche bleiben verborgen.
Nach der Besichtung reisen wir weiter. Bis Delhi sind es noch über 500km. Wir finden eine Idealtankstelle* für die Nacht und sind ganz zufrieden für heute.

*Idealtankstelle: Genug Platz zum Parken, nette Leute, saubere Toiletten, Restaurant nebenan.

23.02.2009
Nach dem (schlechten) Frühstück im Restaurant begeben wir uns wieder auf das
Goldene Viereck. Wir haben einen ereignisarmen und unfallfreien Fahrtag. Wir möchten uns daher auch gar nicht beschweren.
Zum zweiten mal in Indien dürfen wir nicht an einer Tankstelle übernachten. Wir sind überrascht, aber akzeptieren das natürlich. Auf der gegenüberliegenden Seite von Superhighway ist eine Art Raststätte und da sind wir willkommen.

24.02.2009
Auf den letzen Kilometern nach Delhi erleben wir nochmal ein Highlight der indischen Sturheit. Wie gewohnt sollen wir an einer Mautstelle von Superhighway die Maut für LKW bezahlen. Wie gewohnt argumentieren wir geduldig, daß wir kein LKW sind sonder Caravan. Weil es keine Caravan oder Wohnmobile in Indien gibt, zahlen wir entweder für LCV (Light Commercial Vehicle) oder werden umsonst durchgewunken*.
Heute treffen wir auf einen besonders hartnäckigen Verhandlungspartner. Er will uns einfach nicht als LCV durchgehen lassen. Schon lange ist der Motor abgeschaltet und ich stehe neben dem Magirus. Die hupenden Inder hinter uns, die psychologisch immer für uns arbeiten, sind mittlerweile alle zurückgesetzt und auf andere Fahrbahnen ausgewichen. Dani hat 32 Rs in das Kassenhäuschen gegeben. Aber 64 zahlen wir einfach nicht. Wir haben Zeit bis Anfang April.
"WENN DU HERGEKOMMEN BIST UM MAUT ZU BEZAHLEN, DANN BEZAHL 64 RUPIEN" "Ich bin nicht hergekommen um Maut zu bezahlen, die Strasse war blockiert durch die Mautstelle." "DANN BEZAHLST DU EBEN NICHT'S! ABER LCV GEHT NICHT WEGEN DER REIFENGRÖSSE!" "Na gut, einverstanden."
Er gibt uns die 32 Rs zurück und wir dürfen fahren. "INDIA IS GREAT" schreit uns Einer hinterher.
Jetzt sind wir in Delhi, können aber nicht viel sehen.Die Gebäude in etwa 50 Meter Entfernung sind nur schemenhaft zu erkennen. Die Luft ist so diesig oder verschmutzt, daß die Hauptstadt Indien's wie unter einer Dunstwolke liegt.
Chanakyapuri ist das Diplomatische Viertel in Neu Delhi. Im 'Diplomatenviertel' liegt auch der Nehru Park. Hier kann man für 50 Rs/Tag ganz gut parken und seine Visageschichten erledigen.
Wir folgen einem GPS Punkt, den wir aus dem Internet haben und treffen Sam, der mit seinem MAN Kat1 direkt neben der pakistanischen Botschaft steht. Sam und Becky haben wir in Goa kennengelernt. Wir trinken ein Bier zusammen und tauschen Reiseinformationen aus.

Um unsere Visa für Pakistan und Iran zu bekommen brauchen wir je ein
Schreiben der Deutschen Botschaft, in dem befürwortet wird, daß wir in das jeweilige Land reisen dürfen. Ohne dieses Empfehlungsschreiben kein Visum. Auf der Hinreise wurde uns in Ankara und Teheran das Schreiben aus Sicherheitsgründen verweigert. Nur mit Glück haben wir in Zahedan das Visum ohne Empfehlungsschreiben bekommen.
Wir sind gespannt ob wir unsere Empfehlungsschreiben diesmal bekommen. Einen anderen Heimweg als über Pakistan und Iran gibt es eigentlich nicht.

*umsonst durchgewunken: Nach unserer Schätzung hätten wir in Indien als LKW ca 800 Euro Strassenbenutzungsbebür bezahlt. So sind wir vielleicht mit 200 Euro davon gekommen. Das rechtfertigt die Diskussionen um ein paar Rupien alle paar Kilometer.


25.02.2009
Als erstes gehen wir früh auf die Deutsche Botschaft und beantragen die Empfehlungsschreiben für Dani und mich. Wir erhalten beide Schreiben in 25 Minuten, als ob man einen Bogen Briefmarken in einem deutschen Postamt kauft. Wir sind erstaunt und erleichtert, daß es so leicht war.
Für die
Empfehlungsschreiben geben wir unsere letzten Rupien aus und so machen wir uns auf die Suche nach einem Geldautomaten. Dabei verlaufen wir uns gründlich. In einer Shopping Mall lassen wir neue Passfoto's für mich machen, denn ich kann die alten im Magirus nicht finden. Nicht zu fassen, obwohl wir immer so eine Ordnung halten. Wie können Passfotos verschwinden?
Am Nachmittag hat die pakistanische Botschaft geschlossen und so bekommen wir auch keine Visaformulare zum ausfüllen. Dafür gehen wir in der Mall ins Internet und füllen Onlineformulare aus, um die Referenznummer für Iran zu beantragen.
Delhi hat kulinarisch einiges zu bieten, es gibt auch wieder 'Western Food'. In der Mall essen wir Knoblauchpizza....

26.02.2009
Pünktlich um 8:30 stehen wir vor Fenster 5 und warten auf ein Visa Formular. Bis uns ein Mann die Zettel durch das Loch schiebt ist es 9:15. Von Sam wissen wir, daß das Formular mit Schreibmaschine ausgefüllt werden muß.
Wie konnten wir ohne Schreibmaschine nach Asien reisen? Kein Problem, eine ganze Reihe Formularausfüller sitzt am Vormittag vor der Botschaft und bietet ihre Dienste an. Die Visagebühren müssen in der Hausbank der Botschaft bar eingezahlt werden. Mit der Rikscha fahren wir auf die Bank und warten bis sie um 10h öffnet.
Dann geben wir unsere schreibmaschinenausgefüllten Anträge mit je zwei Passfoto's, den Empfehlungsschreiben der Deutschen Botschaft und dem Einzahlungsbeleg der Bank am Schalter 5 ab.
Als Dank erhalten wir einen Zettel mit der Auffordeung morgen um 10h zum Interview zu erscheinen. Jeder Antragsteller aus dem Westen wird offenbar nochmal auf seine Eignung überprüft, Pakistan zu bereisen.
Am Nachmittag schauen wir zwei Folgen '24*' auf DVD und gegen Abend laufen wir wieder durch den Nehru Park zur Mall. Wir haben den Verdacht, daß sich viele Dinge in den nächsten Tagen wiederholen werden.
Die Agentur, die unsere Referenznummern besorgen soll braucht noch einen
'Brief CV' von Dani und mir. Was das sein soll? Unsere Ausbildung und den beruflichen Hintergrund. Wetten daß man als 'Spion' oder 'Inspektor der Atomenergiebehörde' kein Visum bekommt?

*24: Fernsehserie. Agenten der Anti-Terror-Behörde kämpfen gegen das Böse.

27.02.2009
Pünktlich um 10 Uhr stehen wir an Fenster 5 und erhalten einen neuen Zettel mit 'Gehe zu Tor 1' Information. Am Tor 1 betreten wir die Botschaft, schreiben uns ein und müssen den Rucksack abgeben. (könnte Bombe drin sein)
Im Wartesaal der Botschaft blättern wir begeistert in Bildbändern über Pakistan und lesen Zeitung. Um 12 Uhr kommt  Bewegung in die Gruppe der Wartenden. Um 12:30 bin ich dran und werde in den Raum geführt, wo ich befragt werden.
Die Fragen sind harmlos. Welchen Beruf ich ausübe und wie wir unterwegs sind. Ob wir verheiratet sind und wie lange. [wir sind seit 11 Jahren verheiratet - lüge ich]
Er fragt mich warum wir dann noch keine Kinder haben.
Er hält mir die Schachtel einer TAG-Heuer Uhr vor die Nase und fragt mich, wie man das ausspricht. Er hat eine Wette mit seinen Kollegen laufen und will nun von mir die Wahrheit wissen, weil ich komme ja aus Deutschland, so wie TAG-Heuer.
Dann bin ich fertig und klatsche mich mit Dani ab, die als nächstes dran ist. Im Flur raune ich ihr zu: 'Wir sind seit 11 Jahren verheiratet und können keine Kinder kriegen.'
Dani wird auch gefragt wie lange wir verheiratet sind. Kinderkriegen ist aber kein Thema. Welcher der Ringe an ihrer Hand der Ehering wäre und ob sie noch als Krankenschwester arbeite.
Morgen können wir unsere Visa abholen. "Morgen?" fragt Dani. "Morgen heisst natürlich Montag."
Laut Mitra von iranvisa.org laufen ab Morgen die Visa Formalitäten für uns an. Super.

28.02.2009
Heute haben wir frei - Wochenende.
Die Botschaften haben heute geschlossen. Das heisst, es gibt trotzdem jede Menge zu erledigen. Die Sehenswürdigkeiten in Delhi wollen besichtigt werden. Aber wir wollen uns die schönsten Sachen für später aufheben.
Die elektrische Energie im Auto wird knapp und wir parken den Wagen um. So, daß die Solarzellen den ganzen Tag in der Sonne sind - das hilft.
Beim ausleeren des Fäkalientanks handel ich mit den Männern der öffentlichen Toilette einen vernünftigen Tarif für die nächsten Tage aus, nachdem wir uns vorgestern gestritten haben.
Dann habe ich noch den Lüfter der Heizung im Fahrerhaus repariert. Radio und Scheibenwischergummi sind jetzt kaputt. Das ist eigentlich genug für einen Samstag.

01.03.2009
Wir könnten heute das Eisenbahnmuseum am Ende der Strasse besuchen. Aber wir beweisen Geduld und heben uns das für die Zkfunft auf, wenn es mal wirklich langweilig werden sollte. Den Tag bekommen wir hervorragend mit lesen rum und langweilen uns gar nicht.
Am Abend findet ein Konzert im Park statt. Während des Soundcheck's war die Musik noch ganz gut. Aber am Abend sind wir froh, ein gutes Stück entfernt zu stehen.

02.03.2009
Der große Tag. Eine viertel Stunde zu früh stehen wir am Schalter 5 der pakistanischen Botschaft. Eigentlich sollte nichts mehr schief gehen. Wir stehen an zweiter Stelle in einer  Reihe von vielleicht acht Leuten. Das Fenster ist schon geöffnet und als um 11h der pakistanische Botschafts-Mann hinter dem Fenster erscheint, ist unser Visum zum greifen nahe. "Excuse me" sagt ein Mann von hinten, schiebt sich an mir vorbei und steckt seine Papiere durch das Loch von Fenster 5.
[Ich möchte ja nicht zu weit vom Thema abschweifen, aber das hier ist wieder typisch für Indien. Für was stehen hier acht Leute in einer Schlange und warten bis sie an der Reihe sind? Das ist genau das gleiche wie im Strassenverkehr. Vorbeidrängeln ohne Rücksicht und Anstand. Beim Autofahren kann ich kaum mehr machen als "Tüüüt" oder "Tüüt Tüüt", ohne Erfolg natürlich. Hier, am Schalter 5, habe ich einen Mann den ich anfassen kann. Ich klopfe ihm auf die Schulter und machen ihm klar daß er sich nach hinten, an die Ende der Schlange verziehen soll. Einzig logische Reaktion wäre eine Entschuldigung des Mannes. Was ich bekomme ist sein Blick voller Hass, der mich erschreckt. Was läuft falsch mit diesen Menschen? Er ist aber wieder weg und ich bin an der Reihe.]
20 Sekunden später halten wir unsere Pässe in der Hand. Fieberhaft blättern wir in den Seiten des Passes um das Visum zu begutachten. Es ist da. Gültig für 30 Tage - Einreise bis Mai'09.
Wir sind happy. Es war echt leicht das Visum zu bekommen - jetzt fehlt noch Iran.
Wir schreiben eine mail an die iranische Agentur, ob es einen Weg gibt, die Vergabe der Referenznummer zu beschleunigen und was das kosten würde.

Voller Elan laufen wir Richtung India Gate*. Heute wollen wir was von Delhi sehen. Nach kurzer Zeit realisieren wir, daß wir ohne Rikscha niemals am Ziel ankommen werden. Für kleines Geld mieten wir eine Rikscha und lassen uns zum India Gate bringen. Dann fahren wir zum Connaught Place und schauen uns um. Eher trostlos. Im Fastfoodladen Wimpy gehen wir essen - leider ein Fehler.

*India Gate: Triumphbogen aus Stein. Indiens gefallenen Soldaten wird hier gedacht.

03.03.2009
Wir haben keine Zeit für nervenaufreibende Besichtigungen. Wir müssen lesen. Zum Beispiel
Ensel und Krete von Malter Moers.

[Unseren Abfall* werfen wir einfach so vor das Auto. Flasche leer getrunken - raus aus dem Fenster. Von Zeit zu Zeit kommt ein Junge vorbei und sammelt den Müll auf. Natürlich ist es politisch unkorrekt Kinderarbeit zu fördern. Aber wir befinden uns hier in einem ganz andern Kulturkreis. Statt sich in der Schule zu quälen oder erfolglos im Sportverein abzumühen, tragen die jungen Leute lieber zum Einkommen der Familie bei und sorgen so für ein harmonisches Miteinander der Generationen.]

*Abfall: Nur Flaschen und Blechdosen. Restmüll landet im Park in den Mülleimern.

04.03.2009
Wieder im Internet gewesen. Mitra, unsere Agenting aus Iran schlägt vor, wir könnten die Visa auch in Islamabad abholen. Auf diese Weise bräuchten wir die Vergabe der Referenznummer nicht in Delhi abwarten. Ob die Ausstellung des Iran Visum in Pakistan allerdings funktioniert ist unklar. Auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht, daß von Islamabad keine Unterstützung für das Erlangen von Iran Visa geleistet wird. Wegen der Situation in Baluchistan. Ob das Empfehlungsschreiben von Delhi in Islamabad akzeptiert wird, bezweifeln wir.
Das wollen wir nicht riskieren.
Gitte und Palle aus Dänmark stehen mit ihrem Landrover neben uns. Morgen wollen sie ihr Iran Visum auf der Botschaft abholen. Nehru Park ist eben DER Treffpunkt. Etwas weiter parkt eine Gruppe Franzosen, die mit ihren Fahrzeugen nach Myanmar  möchte.

05.03.2009
Am Morgen sehen wir Jan und Alex mit ihrem Hymermobil neben uns parken. Sie brauchen Visa für Thailand. Den Hymer wollen sie solange in Nepal abstellen um Süd-Ost Asien mit dem Rucksack zu bereisen.
Endlich besuchen wir das Eisenbahn Museum. Die Exponate, Lokomotiven und Wagons sind in schlechtem Zustand. Es gibt verrottete Luxuszüge der Maharajas zu sehen, verstaubte Modelle von Eisenbahnen und ein 20 Meter großes Transparent mit Portraits aller Eisenbahnminister von 1946 bis 2020.
Wir setzen uns wieder auf unsere Klappräder und kaufen auf dem Rückweg noch zwei Kisten Wasser zum trinken und zähneputzen. Der Anblick von Dani und mir auf den Rädern bringt viele Inder zum lachen. Warum eigentlich? Wartet, bis wir wieder im LKW sitzen. Dann gibt's nichts mehr zum lachen.
Den Nachmittag verquatschen wir mit unseren Nachbarn. Immer wieder treffen wir Reisende, die im Kopf sowas wie einen Schalter umgelegt haben und genug haben vom Reisen.
Seltsam ist, daß kaum jemand Indien vermissen wird. Unsere Erfahrungen decken sich zum großen Teil mit denen der anderen Overlander. Eine Ausnahme sind die Langzeitparker, bei denen das wohnen und nicht das reisen im Vordergrund steht. In Goa am Strand kann man sich ganz gut mit Indien arrangieren.

06.03.2009
Mitten in der Nacht werden wir wieder mal durch eine Detonation aus dem Schlaf gerissen. Weil wir 20 Meter neben der Pakistanischen Botschaft stehen, denken wir beide gleich wieder an einen Bombenanschlag. Es ist aber nur ein PKW, dem der Reifen während der Fahrt geplatzt ist. Nach zwei Stunden ist der Reifen gewechselt und der Mann fährt weiter.
Putzen ist heute angesagt. Im Auto wird es immer dreckiger, weil wir den ganzen Tag die Fenster geöffnet haben und der Staub durch die Mückengitter eingeblasen wird.
Mit der Rikscha fahren wir auf den Markt und kaufen ein. Ein Versuch, die iranische Agentur per Auslandsüberweisung zu bezahlen bleibt zunächst erfolglos. Wir bleiben aber am Ball.
Dafür knüpfen wir Kontakt zu einem Reifenhändler. Nächste Woche wollen wir die verschlissenen Hinterreifen erneuert. Aber erst mal ist Wochenende. Das haben wir uns verdient nach der anstrengen Woche hier im Nehru Park.



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